Dr. Jammal tupft über die Bluttropfen. Der Schnitt im Arm der Frau auf dem Operationstisch ist schmal, gerade so groß, dass er einen Draht darin verhaken kann. "Nimm ihn und zieh ihn fest", sagt Mahmoud Jammal zu seinem Assistenzarzt. Der greift, die Stirn gekräuselt, mit einem Gerät nach dem Draht – und rutscht ab. Jammal atmet tief ein und wieder aus. "Wir versuchen es nochmal." Vier Operationen hat der Chirurg an diesem Tag noch vor sich, er sagt: "Es werden wieder mehr Alltagsverletzungen." Wie die der Frau, die sie gerade behandeln.
Dabei waren die vergangenen Wochen das Gegenteil von Alltag: Schusswunden, feststeckende Kugeln, zertrümmerte Gliedmaßen. Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober arbeiten Dr. Jammal und seine Kollegen im Krankenhaus ‘Hadassah-Ein Kerem’ in Jerusalem mehr als doppelt so viel wie sonst. Von sechs Uhr morgens bis 20 Uhr am Abend, oft noch länger.
300 Patienten hat das Krankenhaus in Zusammenhang mit der Hamas-Attacke und dem Militäreinsatz in Gaza behandelt. Den 7. Oktober nennt Mahmoud Jammal den "Schwarzen Samstag". Allein an diesem Tag verarzteten er und seine Kollegen 80 Opfer des Terrors, fast alle aus den Orten nahe Gaza. Und vereinzelt sogar die Terroristen selbst, bis sie transportfähig waren. Vor allem aber Soldaten.