War es Montag? Oder Dienstag? Läppische Dinge wie Wochentage können sich zur Zeit leicht in Shaked Harans Kopf verheddern. Wann genau sie mit ihrer Familie das Krankenhaus verlassen hat, weiß sie nicht mehr. Was sie weiß, ist, dass es die Nacht von Samstag auf Sonntag war, als sich ihre Welt wieder zum Guten wendete. Sechs ihrer Verwandten sind nach 50 Tagen als Geiseln in Gaza wieder dort, wo sie hingehören: in Israel.
Haran, 33, sitzt in einem hell möblierten Raum einer großen Wohnung in Herzlia, nördlich von Tel Aviv. Hier ist ihre Familie untergekommen. Hier soll das Leben ein neues Kapitel aufschlagen. In einem leerstehenden Haus von Verwandten. "Wir können eine Weile bleiben, bis wir herausfinden, wie wir weitermachen", sagt Haran.
Ihr lockiges Haar türmt sich schief auf ihrem Kopf. Müde sieht sie aus, geschafft. Ein Videogespräch am Vortag hat sie spontan verschoben. Nun will sie reden. Und das ist nicht einfach. Manche Fragen darf sie nicht beantworten. Manche will sie auch nicht beantworten. Und manche Fragen sind vielleicht einfach zu schwer zu beantworten, so leicht sie klingen mögen.
Wie geht es Ihnen?
Ich bin extrem glücklich, aufgeregt und dankbar, wieder mit meinen Liebsten zusammen zu sein. Wir haben so lange auf diesen Tag gewartet. Aber es ist kompliziert. Es gibt viele Dinge aufzuholen, die nicht so leicht sind. Und: Wir können nicht feiern, solange mein Schwager und die anderen Geiseln nicht zurück sind.