Rund sieben Wochen nach dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 1,7 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens aus ihren Häusern und Wohnungen geflohen. Damit sind rund drei Viertel der Bevölkerung Binnenflüchtlinge. Ein großer Teil von ihnen stammt aus dem Norden, dem Hauptziel des israelischen Gegenangriffs nach dem Hamas-Überfall am 7. Oktober. Vor allem der Beschuss durch die israelische Luftwaffe hat dort massive Zerstörungen angerichtet.
Israel lässt Gaza-Flüchtlinge nicht zurück in den Norden
Nachdem am Freitagmorgen eine mindestens viertägige Feuerpause zwischen Israel und der Hamas begonnen hat, wollten Augenzeugenberichten zufolge Hunderte Palästinenserinnen und Palästinenser an ihre Wohnorte zurückzukehren. Die Menschen hatten vor, etwa in der Stadt Gaza und in anderen Teilen des nördlichen Gazastreifens nach ihren Häusern oder Wohnungen sowie ihren Angehörigen zu sehen, hieß es. Israels Streitkräfte hinderten sie jedoch daran. Es soll Tote und Verletzte gegeben haben, was aber nicht unabhängig bestätigt ist.
Die Armee hatte bereits vor Beginn der Feuerpause gewarnt, der Krieg sei nicht vorbei. Der nördliche Gazastreifen sei weiterhin eine "gefährliche Kriegszone" und es sei verboten, sich dort aufzuhalten. Palästinenser sollten in einer "humanitären Zone" im Süden des Küstenstreifens verbleiben. Es sei aber weiterhin für Zivilisten möglich, sich vom Norden in den Süden zu bewegen.
Am Freitag verkündete ein Armeesprecher noch einmal auf Arabisch, man werde unter keinen Umständen die Reise von Menschen aus dem Süden in den Norden erlauben. "Wir rufen Sie dazu auf, sich den Streitkräften oder den Gebieten nördlich von Wadi Gaza nicht zu nähern", hieß es in der Mitteilung. Die Menschen sollten stattdessen die Feuerpause dazu zu nutzen, sich mit notwendigen Vorräten zu versorgen.

Angesichts der Bilder aus dem Norden des Gazastreifens ist es ohnehin schwer vorstellbar, dass die Region den Flüchtlingen in nächster Zeit wieder zur Heimat werden kann. Teile des Gebietes gleichen nach den wochenlangen Kämpfen einem Trümmerfeld – zahllose Häuser sind beschädigt oder komplett in Schutt und Asche gelegt. Auch Schulen, Krankenhäuser und andere wichtige Teile der Infrastruktur sind zerstört. Mancherorts sind ganze Nachbarschaften ausradiert.
Laut einer Analyse von Satellitendaten durch die Oregon State University wurde etwa die Hälfte aller Gebäude im nördlichen Gazastreifen beschädigt oder zerstört. "Der Norden des Gazastreifens wurde in eine große Geisterstadt verwandelt", schilderte Mkhaimer Abusada, Politikwissenschaftler an der Al-Azhar-Universität in der Stadt Gaza, der Nachrichtenagentur Associated Press die Lage. "Die Menschen haben nichts, wohin sie zurückkehren können."
Einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörungen gibt die Fotostrecke oben.