Das Telefonat scheint auf den Ursprung eines von US-Präsident Trump unterstützten 28-Punkte-Plans hinzudeuten, der weithin als für Moskau vorteilhaft eingestuft wurde. Der Plan forderte von der Ukraine bedeutende territoriale Zugeständnisse und die Zusage, nicht der Nato beizutreten.
Laut dem Transkript, über das Bloomberg berichtet, sagte Witkoff während des Gesprächs, er glaube, dass Russland – das im Februar 2022 den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte – "immer einen Friedensdeal gewollt" habe. Witkoff äußerte demnach zudem "den tiefsten Respekt für Präsident Putin".
Tipps vom US-Sondergesandten Steve Witkoff
Der US-Gesandte riet Uschakow, Putin solle Trump in einem Telefonat für die erzielte Waffenruhe im Gazastreifen loben. Dieses Telefonat sollte vor einem für den 17. Oktober vorgesehenen Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus stattfinden, habe Witkoff empfohlen.
Der US-Sondergesandte schlug vor, einen 20-Punkte-Friedensplan für die Ukraine zu erstellen, "so wie wir es für Gaza getan haben". Er wisse, was nötig sei, um einen Friedensplan abzuschließen, fuhr Witkoff fort: "Donezk und ein Gebietsaustausch irgendwo", sagte er mit Blick auf die von Russland beanspruchte Region im Osten der Ukraine.
Das Telefonat zwischen Trump und Putin fand am 16. Oktober statt. Der US-Präsident bezeichnete es als "sehr produktiv" und stellte die ukrainischen Forderungen nach Tomahawk-Raketen infrage – einen Tag bevor er Selenskyj im Weißen Haus empfing.
Der am 21. November vorgestellte 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Krieges wurde mittlerweile durch einen Vorschlag ersetzt, der die Interessen der Ukraine stärker berücksichtigt. Trump erklärte am Dienstag, er habe Witkoff gebeten, nach Moskau zu reisen, um mit Putin "einige strittige Punkte" zu besprechen.
Der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Steven Cheung, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zu dem Bericht, dieser beweise, dass Witkoff "fast jeden Tag mit Vertretern Russlands und der Ukraine spricht, um Frieden zu erreichen, was genau das ist, wofür Präsident Trump ihn ernannt hat".
Zu russlandfreundlich? Trump nimmt Witkoff in Schutz
US-Präsident Donald Trump hat jetzt seinen Sondergesandten Witkoff gegen den Vorwurf in Schutz genommen, dieser agiere im Ringen um eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg zu russlandfreundlich. "Das ist eine ganz normale Sache", sagte Trump während eines Flugs nach Florida, nachdem ihn eine Journalistin zu einem heiklen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg befragt hatte. Diese war nach eigenen Angaben an den Mitschnitt eines etwa fünfminütigen Telefonats vom 14. Oktober gelangt, den sie als schriftliches Transkript veröffentlichte.
Auf die Frage, ob er keine Sorge habe, dass sein Sondergesandter zu russlandfreundlich sei, antwortete Trump, der Krieg könne noch Jahre dauern – und Russland habe "viel mehr Einwohner und Soldaten" als die Ukraine. Wenn das angegriffene Land daher einen Deal aushandeln könne, sei das seiner Ansicht nach "eine gute Sache".
"Glaube nicht, dass sie unsere Version übernehmen"
Bloomberg berichtete auch über ein Gespräch zwischen Uschakow und dem Kreml-Wirtschaftsgesandten Kirill Dmitriev, der stark in die Gespräche mit US-Vertretern involviert ist. Das Gespräch fand dem Bericht zufolge am 29. Oktober statt. "Ich denke, wir werden dieses Papier über unsere Position erstellen, und ich werde es informell in Umlauf bringen", sagte Dmitriev demnach. "Ich glaube nicht, dass sie unsere Version genau so übernehmen werden, aber zumindest wird es so nah wie möglich daran sein", fuhr er fort, offenbar in Anspielung auf US-Vertreter.
Das Portal Axios berichtete, dass Dmitriev vom 24. bis zum 26. Oktober drei Tage mit Witkoff und anderen US-Vertretern in Miami im US-Bundesstaat Florida verbracht habe.
"Riesenproblem" – Aufregung in Trumps eigener Partei
Die Veröffentlichung sorgte auch in Trumps eigener Partei für heftige Kritik. Der republikanische Kongressabgeordnete Brian Fitzpatrick sprach auf der Plattform X von "einem Riesenproblem" und forderte ein Ende "geheimer Nebenkanäle".
Parteikollege Don Bacon wurde noch deutlicher: Es sei "offensichtlich, dass Witkoff voll und ganz auf der Seite der Russen steht", schrieb er. "Man kann ihm nicht zutrauen, diese Verhandlungen zu führen. Würde ein von Russland bezahlter Agent weniger tun als er? Er sollte entlassen werden."
Witkoff für Besuch in Moskau angekündigt
Davon zeigt sich Trump unbeeindruckt – und schickt Witkoff jetzt erst recht nach Moskau. Russland hat den Besuch des US-Sondergesandten bestätigt. Es sei eine "vorläufige Vereinbarung" darüber erreicht worden, dass Witkoff nächste Woche nach Moskau komme, sagte Kremlchef Wladimir Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow dem kremlnahen Korrespondenten des Staatsfernsehens, Pawel Sarubin. Dieser veröffentlichte den Ausschnitt des Interviews auf seinem Telegram-Kanal. Demnach kommen Witkoff und eine Reihe weiterer Vertreter der US-Administration, die mit "ukrainischen Angelegenheiten" zu tun haben.