Umfrage Jede zweite Kommune will Gebühren erhöhen

Des einen Freud ist des anderen Leid: Während sich die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes dank des Tarifabschlusses über mehr Geld freuen können, werden für Millionen Bundesbürger Müllabfuhr und Kita-Plätze teurer. Besonders in Großstädten drohen höhere Abgaben.

Nach dem Tarifabschluss im öffentlichen Dienst kommen auf die Bundesbürger in vielen Städten und Gemeinden höhere Gebühren zu. Jede zweite Kommune (49 Prozent) plant nach einer Erhebung der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers eine Erhöhung von Abgaben wie Müllabfuhr oder Kita-Gebühren. In jeder dritten Kommune (35 Prozent) sollen zudem Stellen gestrichen werden. Insgesamt halten fast 80 Prozent der befragten Finanzverantwortlichen aus mehr als 150 Städten und Gemeinden "strukturelle Sparmaßnahmen" zum Ausgleich der Mehrbelastung für unausweichlich. Die kommunalen Arbeitgeber hatten die Kosten des Tarifabschlusses auf mindestens 9,5 Milliarden Euro beziffert. Die Bezüge für die 1,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen steigen in diesem Jahr um 3,1 Prozent. Zudem wird ein Sockelbetrag von 50 Euro aufs Gehalt aufgeschlagen. 2009 steigen die Gehälter um weitere 2,8 Prozent.

Die Müllabfuhr wird der Umfrage zufolge in 30 Prozent aller Kommunen und sogar in 57 Prozent der Großstädte teurer. Auf Mehrkosten für Kindertagesstätten muss man sich in 26 Prozent der Städte und Gemeinden gefasst machen. Eintrittskarten für Theater und Museen werden wohl ebenfalls in jeder vierten Kommune teurer. Gut jede vierte Kommune (28 Prozent) wird sich wahrscheinlich zur Gegenfinanzierung des Tarifabschlusses höher verschulden.

Vor allem Großstädte wollen an Gebührenschraube drehen

Großstädte und ostdeutsche Kommunen müssen der Studie zufolge besonders stark gegensteuern: 55 Prozent der Großstädte werden "aller Voraussicht nach" Arbeitsplätze streichen, aber nur 32 Prozent der Mittelstädte und 25 Prozent der Kleinstädte. Im Osten rechnen 45 Prozent der Kommunen mit Arbeitsplatzabbau, in Westdeutschland nur 32 Prozent. Auch Gebührenerhöhungen als Korrektiv wählen eher die Großstädte - der Eintrittspreis zum Beispiel für Schwimmbäder dürfte in den Metropolen häufiger steigen.

Die Privatisierung öffentlicher Dienste ist für 16 Prozent der Kommunen eine Option. Jede zehnte Kommune hält eine Privatisierung des öffentlichen Nahverkehrs zumindest für wahrscheinlich. Ebenso viele können sich einen Verkauf kommunaler Wohnungen, Kultureinrichtungen oder der Müllabfuhr vorstellen. Ostdeutsche Kommunen und Großstädte sind deutlich häufiger zu Privatisierungen bereit als westdeutsche Kommunen oder kleine Orte.

DPA
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