Kleinvieh macht auch Mist: Bei den vermögenswirksamen Leistungen, kurz VL, gibt es Geld vom Arbeitgeber geschenkt und der Staat unterstützt darüber hinaus Geringverdiener. Dennoch nutzen viele Angestellte, Beamte und Co. das Angebot nicht. Der stern erklärt die VL in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Vermögenswirksame Leistungen - was ist das?
Die VL soll Arbeitnehmern ermöglichen, ein kleines Vermögen über mehrere Jahren zu ersparen. Pro Monat zahlt der Chef zwischen 6,95 Euro und 40 Euro. Wie viel genau das Unternehmen spendiert, ist abhängig von Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen. Jährlich sind bis zu 480 Euro Zuschuss vom Chef möglich. Zahlt das Unternehmen nicht den Höchstbetrag, dann ist es ratsam den Betrag aus eigenen Mitteln aufzustocken. Aber: Eine Verpflichtung selbst noch Geld draufzulegen, gibt es nicht. Das kann sich aber lohnen, beispielsweise wenn man so noch eine staatliche Förderung bekommt. Und einige VL-Produkte haben Mindestsparbeträge. Eingezahlt wird über sechs Jahre, danach ruht die Geldanlage zwölf Monate. Also beträgt die Laufzeit von VL sieben Jahre.
Wer bekommt VL?
Die Vermögenswirksame Leistung ist eine tarifvertragliche Geldleistung durch den Chef. Gibt es keinen Tarifvertrag, steht im Arbeitsvertrag häufig ein Passus dazu. Denn viele Arbeitgeber zahlen ihren Anteil der VL auch auf freiwilliger Basis. Allerdings: Einen gesetzlichen Anspruch gibt es nicht. Sollten Sie keinen Tarifvertrag haben und auch in Ihrem Arbeitsvertrag nichts stehen, fragen Sie nach. Hier gibt es eine Übersicht, wieviel die Chefs zu den VL zahlen.
Die VL gibt es grundsätzlich für Arbeitnehmer, Beamte, Richter, Soldaten und Auszubildende. Wer in Teilzeit arbeitet, bekommt die Leistungen vom Chef nur anteilig. Neue Mitarbeiter bekommen die VL meist erst nach Ablauf der Probezeit. Rentner, freie Mitarbeiter oder Selbstständige bekommen keine VL.
Wie komme ich da ran?
1. Checken, ob ihr Unternehmen VL anbietet. Fragen Sie am besten bei der Personalstelle nach. 2. Sie sind Geringverdiener? Dann unbedingt die gesetzlichen Grenzen prüfen - eventuell gibt es Zuschüsse vom Staat. 3. Auf zur Bank: Dort können Sie sich beraten lassen und das passende Produkt auswählen. Oftmals verkaufen Banken allerdings nur ihren eigenen Produkte (beispielsweise bei den Sparkassen die Deka-Fonds). Will man einen besonderen Fonds haben, können Depots bei Online-Banken die richtige Wahl sein, denn die sind häufig auch günstiger. Hier gibt es einen Vergleichsrechner, der - je nach Risikobereitschaft bei der Geldanlage - die mögliche Rendite errechnet. 4. Von der Bank gibt es ein Formular, dass Sie an ihren Arbeitgeber schicken. Denn das Unternehmen zahlt die VL nicht an Sie, sondern direkt an die Bank.
Gibt es Zuschüsse vom Staat?
Ja, Geringverdiener können auch mitsparen und bekommen vom Staat dafür einen Zuschuss. Liegt das zu versteuernde Einkommen im Jahr unter 17.900 Euro (bei Alleinstehenden) und bei Ehegatten oder Lebenspartnern unter 35.800 Euro, hat man Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage - wenn die vermögenswirksamen Leistungen für einen wohnungswirtschaftliche Zwecke, also beispielsweise Bausparverträge, verwendet werden.
Für andere Sparformen (bei Fonds zum Beispiel) liegt die Einkommensgrenze bei Alleinstehenden bei 20.000 Euro und bei Ehegatten bei 40.000 Euro.
Die Arbeitnehmersparzulage beträgt 20 Prozent (auf maximal 400 Euro Einzahlungen pro Jahr) bei Sparverträgen und auch Aktienfonds - über die gesamte Laufzeit sind das bis zu 480 Euro. Wer einen Baukredit abbezahlen möchte oder über einen Bausparvertrag Geld anhäufen will, bekommt neun Prozent von maximal 470 Euro im Jahr dazu. Eine Förderung kann für Banksparpläne, Fondssparpläne, Beiträge in eine Lebensversicherung, die Darlehenstilgung einer selbst genutzten Immobilie oder einen Bausparvertrag erfolgen.
Bausparen, Banksparplan oder Fonds: Was ist besser?
Jede Geldanlage hat Vor- und Nachteile. Bevor man den VL-Vertrag abschließt, sollte man sich fragen, wieviel Risiko man eingehen möchte. Aktienfonds bieten zwar eine höhere Rendite, bergen aber ein gewisses Risiko für den Sparer. Ein Bausparvertrag hingegen ist risikoärmer, dafür fällt die Rendite sehr schmal aus. Ein Banksparplan ist ebenfalls sicherheitsorientiert, allerdings gibt es keine staatliche Förderung - und der Basiszins ist bei den meisten Angeboten variabel. Wer einen alten Baukredit tilgen möchte, kann das auch mit den VL machen.
Was kommt am Ende dabei raus?
Wer jeden Monat 40 Euro spart, hat allein als Sparsumme nach sechs Einzahljahren 2880 Euro zusammen. Nun sorgen die unterschiedlichen Anlageprodukte für Erträge:
Wer sich für einen Banksparplan entscheidet, muss mit mageren Zinsen leben, bekommt dafür aber viel Sicherheit geboten. Viele Banken haben ihre Zinskonditionen für Kunden verschlechtert, berichtet die "Stiftung Warentest". Häufig krebsen die Zinsen nur rund um die 1-Prozent-Marke herum.
Ein Fondssparplan ist da ertragreicher: Laut dem Fondsverband BVI erzielten VL-Fonds in den vergangenen 50 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 7,4 Prozent. Der Verband errechnete, dass Sparer mit VL-Fonds nach sieben Jahren ein Guthaben von rund 3.900 Euro anhäufen (bei einer Jahresrendite von sieben Prozent). Die Verbraucherzentrale bietet einen Fonds-Rechner, der die Kosten der Geldanlage (Aktienfonds sind nicht gratis!) berechnet. Das Fondsanalyse-Portal Fondsweb bietet eine tagesaktuelle Übersicht zu allen VL-Fonds, die seit mindestens sieben Jahren existieren. Auch die Stiftung Warentest hat sich VL genauer angesehen. Hier lesen Sie, welche Anlageform zu Ihnen passt.