Weihnachten Firmen-Weihnachtsmann auf Sparkurs

Das Fest der Freude hat für die Werbeartikel-Branche einen schalen Beigeschmack - der Umsatz stagniert, weil immer mehr Firmen auf die üblichen Präsente zum Fest verzichten.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Doch zum Weihnachtsfest 2003 sind offenbar viele Firmen überzeugt, dass es auch ohne geht. "Das Fest hat für viele Unternehmen nicht mehr eine so große Bedeutung", sagt Hans-Joachim Evers, Vorsitzender des Gesamtverbandes der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW). "Früher machte Weihnachten 50 Prozent unseres Branchen-Umsatzes aus, heute sind es nur noch 30 Prozent".

Selters statt Sekt

Selters statt Sekt lautet das Motto bei vielen Unternehmen, und das spüren auch die rund 4.000 Firmen der Werbeartikel-Branche. Seit dem Rekordjahr 1999 hat sich ihr Umsatz von 6,3 Milliarden Euro auf 2,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr halbiert. Für 2003 wird mit stagnierenden Geschäften gerechnet. "Gespart wird vor allem bei den großen Konzernen, kleinere Firmen geben dagegen meist mehr pro Kunde aus", sagt Evers. Grund dafür sei die Verunsicherung zu Jahresbeginn gewesen, als die Bundesregierung plante, die steuerliche Absetzbarkeit von Werbeartikeln zu streichen. Das sei aber inzwischen vom Tisch.

Bunte Karten oder Geldspenden

Aber auch sparsame Unternehmen zeigen sich durchaus kreativ. So will die Deutsche Post AG in diesem Jahr nur wenige Geschenke verteilen, dafür würden zahlreiche Grußkarten mit Weihnachts-Briefmarken verschickt, heißt es. Bei der Metro AG spendet man lieber für Vereine oder Projekte wie die Düsseldorfer Kunsthalle. Und der Waschmittel-Konzern Henkel wie auch Nivea-Produzent Beiersdorf verschenken vor allem Produkte aus der eigenen Herstellung.

Neuer Trend: Wellness-Produkte

Einfach nur zu schenken, reicht vielen Unternehmen aber längst nicht mehr. "Präsente müssten entweder sehr individuell sein oder ein edles Design aufweisen", sagt Evers. Das Motto "fällt mir nichts ein, verschenk ich Wein", verliere zunehmend an Bedeutung. Im Trend liegen beispielsweise Wellness-Artikel vom Handtuch bis zum Golf-Equipment. Auch feine Lederwaren und Schreibgeräte sowie Handy-Zubehör sind gefragt. Exotische Angebote wie Olivenbaum-Patenschaften inklusive Öl oder ein Samba-Auftritt brasilianischer Tänzerinnen dürften jedoch die Ausnahme bleiben, denn mehr als 40 Euro pro Jahr und Empfänger können die Unternehmen steuerlich nicht absetzen.

Oft genommen: Billige Streuartikel

Daher setzen die meisten traditionell auf billige Streuartikel. So wollen rund 50 Prozent der Firmen die Freundschaft mit Kugelschreibern erhalten. Das Angebot an Streuartikeln sei noch nie so vielfältig gewesen wie heute, und auch dabei komme es auf Design und Originalität an, heißt es beim Hamburger Werbeartikel-Konzern Berendsohn. Selbst bei Weihnachtskarten gibt es Innovatives. Im Angebot sind beispielsweise Bienenwachsplatten als Beilage, aus denen sich der Empfänger selbst eine Kerze drehen kann oder CD's mit Weihnachtsliedern im Karaoke-Stil.

Auch preiswerte Geschenke wirkungsvoll

Ob ein Werbeartikel die gewünschte Wirkung erzielt, hängt nach Untersuchungen des Marketing-Experten Peter Hammann von der Universität Bochum vor allem von der kreativen Idee ab. "Die Kunden wünschen sich nutzbare Artikel mit Charisma", sagt Hammann. Der materielle Wert sei dabei nicht entscheidend, selbst mit preiswerten Geschenken könne eine große Wirkung beim Empfänger erzielt werden.

Groß-Ereigenisse beeinflussen kaum

Das zeigte sich vor zwei Jahren mit einer Flut von Artikeln zur Euro-Einführung. Die Großereignisse des Jahres 2004 wie die Fußball-Europameisterschaft in Portugal oder die Olympischen Spiele in Athen spielen in der Branche jedoch keine Rolle. "Vielleicht werden ein paar Fußbälle verschickt, viel mehr wird es nicht geben", sagt Evers. Anders könnte das zur Fußball-WM 2006 in Deutschland aussehen. "Da wird bereits an passenden Produkten gearbeitet", sagt Evers.

DPA
Manfred Rolfsmeier