Räumung angeordnet Twitter zahlt seit Monaten keine Miete – nun soll die Polizei die Büros räumen

Elon Musk
Twitter-Besitzer Elon Musk kämpft mit finanziellen Herausforderungen
© Angela Piazza / Imago Images
Seit Monaten hat Neubesitzer Elon Musk Twitter einen radikalen Sparkurs verordnet. Dass dabei auch Mieten nicht gezahlt werden, hat nun Folgen.

Seit Elon Musk im vergangenen Herbst Twitter übernahm, hat der Kurznachrichtendienst ein alles beherrschendes Ziel: Er soll endlich Geld verdienen. Dafür spart die Firma an allen Ecken und Enden – und lässt offenbar zunehmend auch Rechnungen unbezahlt. Für die Niederlassung in Colorado hat das nun Folgen: Das Büro in Boulder soll spätestens Ende Juli von der Polizei geräumt werden.

Das berichtet das "Denver Business Journal" unter Berufung auf eine Gerichtsentscheidung. Demnach hat der Konzern seit März keinerlei Miete für die 6000 Quadratmeter großen Büroräume mehr gezahlt. Auch mehreren Aufforderungen zur Zahlung sei man nicht nachgekommen. Ende Mai reichte es dem eingeschalteten Gericht: Es gab dem Sheriff-Büro den Auftrag, innerhalb von 49 Tagen die Firma aus dem Gebäude zu werfen.

Monatelang keine Zahlung

Die Mietsituation ist etwas ungewöhnlich. Den Gerichtsunterlagen zufolge hatte Twitter dem Vermieter beim Bezug 2020 eine Bürgschaft von knapp einer Million US-Dollar hinterlegt, falls keine Miete gezahlt wird. In einem auch von amerikanischen Medien als eher ungewöhnlich bewerteten Vorgehen wurde dann offenbar über diese Bürgschaft die Miete der letzten Jahre gezahlt. Bis das Geld im März dann ausging.

Der Vermieter hatte das Unternehmen daraufhin aufgefordert, wie vertraglich geregelt eine neue Zahlung zu veranlassen. Dieser Forderung war Twitter allerdings nicht nachgekommen.

Ob dahinter eine bewusste Entscheidung oder Nachlässigkeit steckt, ist nicht nachvollziehbar. Twitter reagierte offenbar nicht auf die Aufforderungen. Auch Presse-Anfragen wurden nur mit der bekannten automatischen Antwort mit dem Kackhaufen-Emoji beantwortet. Seit dem Frühjahr reagiert der Konzern auf Geheiß von Musk ausschließlich in dieser Form auf Bitten um Stellungnahme.

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"Nur über meine Leiche"

Allerdings scheint durchaus System hinter den nicht bezahlten Rechnungen zu stecken. Laut den Gerichtsunterlagen stehen in einem anderen Büro in der Stadt auch fast 100.000 Dollar an Reinigungskosten aus, die Miete soll ebenfalls nicht immer gezahlt worden sein. Schon kurz nach der Übernahme hatte es erste Berichte gegeben, dass das Unternehmen unter Musk die Zahlung der Miete an vielen Standorten eingestellt hatte. In San Francisco, London und New York hatte es deswegen bereits ebenfalls Klagen gegeben. Auch die Gebühren der Google-Server, über die Twitter teilweise betrieben wird, sollen nach jüngsten Berichten derzeit nicht gezahlt werden.

Musk selbst soll sich intern sehr klar zu der Strategie bekannt haben. In einer Klage eines Investors und ehemaligen Mitarbeiters wird auch eine Aussage Musks zitiert. Als ein Investor versuchte, den Twitter-Chef zum Zahlen der Miete zu überreden, soll der  "nur über meine Leiche" geantwortet haben.

Finanzielle Herausforderung

Schon vor der Übernahme hatte Twitter Geldprobleme, unter Musk verschärften sie sich nur. Zwar hatte der Neubesitzer dem Unternehmen einen radikalen Sparkurs verordnet und versucht, mit dem Abo-Angebot Twitter Blue neue Einnahmen zu generieren, aber beide Pläne hatten bislang eher einen gegenteiligen Effekt. Weil durch den Personalmangel und das Chaos um die Verifizierung von Accounts die extremistischen Inhalte zunahmen, wandten sich immer mehr Werbekunden von Twitter ab und die Einnahmen brachen ein.

Das spiegelt sich auch zunehmend auch im Wert des Unternehmens wieder. Nachdem Musk 44 Milliarden Dollar für die Übernahme gezahlt hatte, soll die Firma nach Einschätzung eines Großinvestoren nun nur noch ein Drittel seines Kaufpreises wert sein. Die zunehmenden rechtlichen Probleme dürften diese Einschätzung nicht verbessern.

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