Gewerkschaften DaimlerChrysler steht turbulente Woche bevor

Im Streit mit dem Betriebsrat um Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe sind beim Automobilkonzern am kommenden Aktionstag (15.07.) sämtliche Mitarbeiter zu Protesten aufgerufen.

Die Auseinandersetzungen erreichten am Samstag einen ersten Höhepunkt, als 12.000 Beschäftigte im Pkw-Werk Sindelfingen ihre Arbeit nicht antraten und es zu Produktionsausfällen kam. Der Betriebsrat hatte notwendige Überstunden verweigert und will auch am geplanten Aktionstag an diesem Donnerstag (15. Juli) festhalten. Die IG Metall hat dazu sämtliche DaimlerChrysler-Mitarbeiter in Deutschland zu Protesten aufgerufen.

"Dann brennt die Hütte"

"Dann brennt die Hütte - die Mitarbeiter sind stinksauer", sagte die Betriebsratskoordinatorin der C-Klasse in Sindelfingen, Eva von der Weide. Am Samstag standen im Werk Sindelfingen die Bänder still, 1.000 Autos konnten deshalb nach Angaben der Arbeitnehmervertreter nicht produziert werden. Der Betriebsrat hatte Überstunden für einige hundert so genannter Instandsetzer nicht genehmigt und legte damit die Produktion lahm.

Vor dem bundesweiten Aktionstag ist nach Informationen der "Welt am Sonntag" am Dienstag zunächst ein Gespräch zwischen Betriebsrat und Vorstand geplant. Im Streit um die drastischen Einsparungen und die Einführung der 40-Stunden-Woche gehe der Betriebsrat erstmals seit Wochen auf die Unternehmensführung zu. "Wir sind in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktionsplanung und einigen Bereichen der Zentrale zur Einführung der 40-Stunden-Woche bereit, wenn die Mehrarbeit bezahlt wird", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates Erich Klemm der Zeitung. Das Angebot, die wöchentliche Arbeitszeit auszudehnen, gelte aber nicht für die Produktion. Die Beschäftigten könnten sich freiwillig für die längere Arbeitszeit entscheiden.

Betriebsrat unterstützt nicht gesamtes Sparpaket

Der DaimlerChrysler-Vorstand verlangt vom Betriebsrat bei den laufenden Verhandlungen die Billigung von Einsparungen über rund 500 Millionen Euro pro Jahr. "Unsere Kollegen wissen sehr wohl, dass sie im Wettbewerb stehen und versuchen dem gerecht zu werden", sagte von der Weide. Der Betriebsrat sei bereit, bei der Umsetzung des Entgeltrahmentarifvertrages (ERA) auf 180 Millionen Euro zu verzichten. Weitergehenden Kostensenkungspläne, die nach seinen Schätzungen auf bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr hinauslaufen könnten, lehnte er aber bislang ab. Das Unternehmen wolle unter anderem das Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Mehrarbeitszuschläge kürzen und die Eingruppierungen in der Montage ändern, hieß es.

"Wir können uns Einsparungen auf die verschiedenste Art und Weise vorstellen. Wir wollen uns nicht auf eine 40-Stunden-Woche festlegen. Wir fordern Flexibilität. Wir sind offen, egal welche Maßnahmen getroffen werden können", sagte DaimlerChrysler-Pressesprecher Hartmut Schick am Sonntag. Auf Unternehmensebene sei man zuversichtlich, mit dem Betriebsrat zu einer Einigung zu kommen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir am Standort Deutschland Wachstum wollen und unsere Betriebsräte das ablehnen", sagte Schick.

Mercedes-Chef kritisierte Personalkosten

Ein Abschluss sei Voraussetzung für den Bau neuer Modelle und die Sicherung von 10.000 Arbeitsplätzen in Deutschland bis zum Jahr 2012, sagte Klemm. Mercedes-Chef Jürgen Hubbert hatte die Personalkosten am Standort Sindelfingen kritisiert und mit einer Verlagerung der C-Klasse-Produktion ins Werk Bremen gedroht. Nach Berechnungen des Betriebsrates würden die Sparpläne des Unternehmens für viele Arbeiter Einbußen von 700 Euro im Monat bedeuten. "Das werden wir nicht kampflos hinnehmen", sagte Klemm der Zeitung. (dpa)

DPA

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