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Hauptstadt-Flughafen "Nicht erfüllt, durchgefallen, Ende!": Ex-Baudezernent über die Probleme mit dem BER

Sehen Sie im Video: "Nicht erfüllt, durchgefallen, Ende!" – Ex-Baudezernent über die Probleme mit dem BER.




Der BER, eine unendliche Geschichte. 


Carl-Heinz Klinkmüller war bis 2016 stellvertretender Landrat und Baudezernent im Landkreis Dahme-Spreewald. Seine Behörde war für die Genehmigung des Flughafen BER verantwortlich. 


O-Ton: 
„Zeichnete sich dann später ab, dass es nicht nur Freude gibt mit dem BER, sondern dass es auch Probleme geben kann. Und die kamen ja dann auch.“ 


2012 – vier Wochen vor der geplanten Eröffnung - verweigert Klinkmüllers Baubehörde die Genehmigung zum Betrieb. Der Grund: gravierende Mängel beim Brandschutz. Es werden Vorwürfe laut, er habe die Eröffnung verhindert. 


O-Ton: 
„Das ist vollkommen absurd. Wir haben überhaupt nichts verhindert, sondern die Voraussetzungen waren nicht gegeben, um den Flughafen zu der damaligen Zeit in Betrieb zu nehmen.“ 


Dabei dürfte der Ärger niemanden überrascht haben. 


O-Ton: 
„Naja.. (räusper)… wir wussten ja wann die Prüfungen stattfinden sollten am Flughafen… Von meinen Mitarbeitern, von unserem Brandschutzingenieur, hörte ich im Vorfeld schon, dass es da Probleme geben könnte.“ 


Besonders die komplizierte Entrauchungsanlage, intern nur „das Monster“ genannt, sorgt immer wieder für Probleme. 


O-Ton: 
„Beim Test muss nachgewiesen werden, dass in einer bestimmten Raumhöhe für eine bestimmte Zeit, saubere Luft sein muss (…) Und wenn das nicht gewährleistet ist, dann ist dieser Test negativ, das bedeutet, dass diese Luft nicht zum Leben geeignet ist, also dass Menschen darin bis hinzu sterben können. Und das war das Kriterium. Und das wurde nicht erfüllt. Also unterm Strich: Nicht erfüllt, durchgefallen, Ende.“ 


Die Tragweite einer Nicht-Genehmigung wird Klinkmüller schon früh bewusst. 


O-Ton: 
„(Ja, selbstverständlich, das war uns klar.) Es war uns klar, dass das Probleme geben wird. Erstmal finanzielle, ganz klar, und dass das ein Imageschaden nicht nur für Brandenburg ist und für Berlin ist, nicht nur ein Imageschaden für die Politik ist sondern auch für ganz Deutschland. Es kam damit rüber, also Deutschland kriegt ja nicht mal fertig, in einer bestimmten Zeit n Flughafen zu bauen. Was sind denn das für ingenieurtechnische Leistungen. Dann kam immer der Vergleich: In China baut man das in 5 Monaten oder so. Das war uns schon klar. Aber: Auf der anderen Seite stand die Gesundheit der Menschen im Vordergrund.“ 


Klinkmüller ist inzwischen im Ruhestand und betätigt sich als Imker. Der BER nimmt am 31. Oktober 2020 den Betrieb auf. Dass auch am Flughafen zukünftig „dicke Brummer“ starten und landen freut den ehemaligen Baudezernenten. 


O-Ton: 
„Ja, selbstverständlich. Für mich ist das natürlich eine große Freude und für jeden sollte es das eigentlich sein, der ein bisschen weiterdenkt. Unsere Hauptstadtregion, wir brauchen den Flughafen, wir brauchen einen funktionierenden Flughafen.“ 


„Ich bin früher sehr gerne von Tegel geflogen, aber die letzten Jahre schon nicht mehr, das ist ja nicht zumutbar. Also wenn man das mal vergleicht international ist ja Tegel nicht hinnehmbar…“ 


„Es wird höchste Zeit, dass dieser Flughafen in Schönefeld in Betrieb geht und dass die deutsche Hauptstadtregion mit ihren ganzen Aufgaben… und man denkt auch an die Regierung: wenn dort die Delegationen aus der Welt kommen und dann dort landen.. das kann ja alles nicht sein.“ 


Die Kosten haben sich fast verdreifacht. Sechs Mal wurde die Eröffnung des BER verschoben. Manche hatten Zweifel, ob der Flughafen jemals fertig würde. Klinkmüller nicht.    


O-Ton: 
„Nein, nie! Nein, da habe ich nie gezweifelt. Ich konnte auch dem nicht folgen, dass da sogenannte Fachleute sagten: Also wir reißen den ab und fangen noch mal neu an. Das ist Quatsch…)“ 


„Das wird was, das dauert zwar länger und es ist nicht optimal, aber es ist für die Zukunft jetzt erst mal ok.“ 


Die Eröffnung des BER findet ohne eine große Feier statt. Klinkmüller hält das für die richtige Entscheidung. 


O-Ton: 
„Es wäre nicht gut, wenn jetzt noch ne große Eröffnungsfeier stattfinden würde. Man sollte den Flughafen einfach in Betrieb nehmen. Schrittweise, ruhig, sachlich. 


Hätte es eine feierliche Eröffnung des BER gegeben – für Klinkmüller stünde fest, wem sein Grußwort gelten würde.


O-Ton: 
„Ich würde wirklich… Die Kleinunternehmer, die sich fort von Anfang an sehr bemüht haben, die an den Flughafen geglaubt haben, auch zur Eröffnung im Jahr 2012, die dort mit Geld und Engemant reingegangen sind, und die bitter enttäuscht worden sind. Die würde ich erwähnen und sagen: Leute, das tut uns wirklich leid. Ihr seid wirklich die Bedauernswertesten von allen, die sich wirklich engagiert haben und mit ihrem Hab und Gut, tja, wirklich böses erlebt haben.“
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Carl-Heinz Klinkmüller war bis 2016 stellvertretender Landrat und Baudezernent im Landkreis Dahme-Spreewald. Seine Behörde war für die Genehmigung des Flughafen BER verantwortlich. Im Interview mit dem stern erzählt er von der aufreibenden Zeit. 

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