Nach neuesten Einschätzungen der Internationalen Energie-Agentur (IEA) verläuft die Energiewende hin zu erneuerbaren Energie weltweit zu langsam. Wie es in dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der IEA heißt, müssten die Investitionen auf dem Gebiet in den nächsten zehn Jahren mehr als verdreifacht werden, um die Klimaziele des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 noch erreichen zu können. "Etwa 70 Prozent dieser zusätzlichen Ausgaben müssen in Schwellen- und Entwicklungsländern getätigt werden", erklärte Agenturchef Fatih Birol.
IEA-Bericht: Anteil an erneuerbaren Energien wächst
Dem Bericht zufolge ist der Anteil an erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie im Jahr 2020 weiter gewachsen. Diese Fortschritte reichten jedoch nicht aus, um die globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null zu bringen.
Die IEA berät die Industrieländer in Fragen der Energiepolitik. Für ihre Berechnungen hat sie sich zwei Szenarien angesehen. Das erste geht von Maßnahmen aus, die von den Industriestaaten bereits umgesetzt wurden oder werden.
Erstes Szenario: Globaler Temperaturanstieg bis 2100 um 2,6 Grad
Demnach würde fast der gesamte zusätzlich Energiebedarf bis 2050 aus emissionsarmen Quellen gedeckt werden könnte. Die jährlichen Emissionen würden wegen des Ausbaus der Energieinfrastruktur auf nationaler Ebene in Entwicklungsstaaten aber ungefähr auf dem Niveau von heute bleiben. Die IEA geht in diesem Szenario von einem globalen Temperaturanstieg bis 2100 um 2,6 Grad im Vergleich zu vorindustrieller Zeit aus.
Das zweite Szenario bezieht die Versprechen der Regierungen einiger Staaten mit ein, in absehbarer Zukunft Klimaneutralität zu erreichen. Hier geht die IEA von einer Verdoppelung der Investitionen in saubere Energien über die nächsten zehn Jahre aus.
Zweites Szenario: Globaler Temperaturanstieg bis 2100 um maximal 2,1 Grad
Würden diese Zusagen rechtzeitig und vollständig umgesetzt, würde die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen bis 2025 ihren Höhepunkt erreichen und die weltweiten CO2-Emissionen bis 2050 um 40 Prozent sinken, erklärte die IEA. Dies würde den globalen Temperaturanstieg bis 2100 auf 2,1 Grad begrenzen – was immer noch deutlich über dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens liegt.
Die IEA argumentiert, dass zusätzliche Investitionen weniger kostspielig sein könnten, als manche denken. "Mehr als 40 Prozent der erforderlichen Emissionsreduzierungen würden aus Maßnahmen stammen, die sich selbst tragen, wie die Verbesserung der Effizienz, die Begrenzung von Gaslecks oder die Installation von Wind- oder Solarenergie an Orten, an denen sie jetzt die wettbewerbsfähigsten Stromerzeugungstechnologien sind", heißt es in dem Bericht.
"Der soziale und wirtschaftliche Nutzen einer beschleunigten Umstellung auf saubere Energien ist enorm, und die Kosten der Untätigkeit sind immens", erklärte IEA-Chef Birol.

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