Arbeit & Karriere Deutsche verschenken Millionen Urlaubstage

Jeder deutsche Arbeitnehmer verzichtet einer Studie zufolge durchschnittlich auf mehr als zwei Urlaubstage pro Jahr. Gewerkschaften warnen vor dem Urlaubsverzicht, denn die erhofften Ziele würden nicht erreicht.

Die Gewerkschaften haben die Arbeitnehmer davor gewarnt, aus Angst um den Job freiwillig auf Urlaubstage zu verzichten. Dies mache keinen Arbeitsplatz sicherer, rette kein Unternehmen vor dem Ruin "und macht deshalb für die Beschäftigten auch keinen Sinn", sagte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IBCE), Hubertus Schmoldt, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Schmoldt reagierte damit auf eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der DGB-eigenen Hans-Böckler-Stiftung. Danach verzichten die deutsche Arbeitnehmer in diesem Jahr freiwillig auf durchschnittlich 2,2 Urlaubstage und damit auf insgesamt 75,1 Millionen freie Tage im Wert von neun Milliarden Euro.

Hoffnung ist nur Illusion

Der IGBCE-Chef forderte die Arbeitnehmer auf, die ihnen zustehenden tariflichen und gesetzlichen Rechte wahrzunehmen. Es sei eine Illusion, dass man durch freiwilligen Verzicht auf Urlaub oder auf Bezahlung und Freizeitausgleich bei Überstunden den eigenen Arbeitsplatz retten oder sicherer machen könne, wie viele Beschäftigte offenbar glaubten. Das Ergebnis wäre in aller Regel nur, dass der Druck auf sie verschärft werde, auf noch mehr Rechte, Einkommen oder betriebliche Sozialleistungen zu verzichten.

Schmoldt betonte, für Unternehmen, die wirklich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien, hätten die Gewerkschaften auf tariflicher Basis stets Lösungen gefunden. Freiwillige Opfer einzelner Beschäftigter würden weder ausreichen noch seien sie sinnvoll.

Diskrepanz zwischen Plan und Wirklichkeit

Im Übrigen zeigt die WSI-Erhebung nach Ansicht von Schmoldt, dass die Behauptung der Arbeitgeber, Deutschland habe die kürzesten Arbeitszeiten und den längsten Urlaub, aus der Luft gegriffen sei. Denn zwischen den tariflich festgelegten Arbeitszeiten und den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden bestehe ein gewaltiger Unterschied.

AP
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