Arbeitsplatz In Krisenzeiten auf Mitarbeiterideen setzen

Auf die pfiffigen Ideen ihrer Mitarbeiter können sich Unternehmen auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten verlassen. Allein 2002 haben die Verbesserungsvorschläge den Betrieben in Deutschland fast 1,2 Milliarden Euro an Ersparnissen gebracht.

Auf die pfiffigen Ideen ihrer Mitarbeiter können sich Unternehmen auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten verlassen. Allein 2002 haben die Verbesserungsvorschläge den Betrieben in Deutschland fast 1,2 Milliarden Euro an Ersparnissen gebracht. Dies ergab die jüngste Umfrage des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (dib) in Frankfurt unter 371 Unternehmen. Auch für die findigen Beschäftigten lohnte sich ihr Ideenreichtum: Für die 1,36 Millionen eingereichten Ideen erhielten sie Prämien in Höhe von 164 Millionen Euro.

"Früher hieß es, Ideenmanagement sei nur ein Schönwettergeschäft", sagt der Geschäftsführer des Fortbildungsinstitutes, Wolfgang Werner. "Jetzt zeigt sich, dass Verbesserungsvorschläge gerade auch in schwierigen Wirtschaftszeiten gefragt sind." Auf die teilnehmenden Betriebe gerechnet ist die Zahl der Vorschläge 2002 um 3,5 Prozent gestiegen. Dabei nimmt auch die Qualität der Einfälle stetig zu: Mehr als zwei von drei eingereichten Vorschlägen wurden im vergangenen Jahr in die Tat umgesetzt. Der Anteil lag vor zehn Jahren noch bei einem Drittel.

Kosteneinsparungen von bis zu 350.000 Euro

Die höchste Prämie von 258.000 Euro erhielt 2002 ein Beschäftigter eines Chemiekonzerns für eine nicht genannte Verbesserung. Aber auch kleinere Beträge sorgen für Freude: Eine Sekretärin der DekaBank in Frankfurt erhielt für ihren Vorschlag beispielsweise 30.000 Euro. Ihr waren die hohen Kosten bei den Reisen der Mitarbeiter zu EDV-Schulungen aufgefallen. Nun erfasst die Bank den Schulungsbedarf der Beschäftigten gebündelt und sucht Referenten zu günstigeren Preisen im eigenen Haus. Die Einsparungen betrugen allein im vergangenen Jahr 120.000 Euro.

Der Vorschlag eines Beschäftigten des Kaliwerks Werra sparte 350.000 Euro: Er stellte fest, dass die elektrostatische Trennung des Kaliwerkstoffes vom Rohsalz bei mehr Spannung nicht automatisch besser funktioniert. Er drehte den Spannungsschalter runter und verringerte so die Energiekosten. Für den Vorschlag zahlte das Kaliwerk 26.100 Euro Prämie. Bei der Deutschen Post werden nach der Idee eines Mitarbeiters in einer Briefsortieranlage teils verschlissene Fahrbahnrohre um 120 Grad gedreht und weiterverwendet.

Ideen liegen zu lange unbearbeitet rum

Am besten dachten 2002 die Beschäftigten von Reifenherstellern mit. Auf 100 Arbeitnehmer kamen dort 294 Verbesserungsvorschläge. Das liege an dem intensiven Wettbewerb der Branche, lautet die Erklärung des dib. In der Elektroindustrie waren es 178, gefolgt von der Metall-Industrie mit 141 Ideen pro 100 Mitarbeiter. Weniger Einfallsreichtum bewiesen die Beschäftigten der Versicherungen (18) und Banken (12). Auf den hintersten Plätzen rangierten öffentliche Unternehmen.

Sorge bereitet dem Institut, dass sich oft immer nur dieselben Personen am Vorschlagswesen beteiligen. Nur 15 Prozent der Mitarbeiter reichten 2002 ihre Ideen ein. "Motivierend ist für die Beschäftigten weniger die Prämie als die Art, wie Vorgesetzte mit ihren Vorschlägen umgehen", sagte die dib-Fachbereichsleiterin Ideenmanagement, Christiane Kersting. In vielen Betrieben lägen die Ideen noch zu lange unbearbeitet herum oder würden ohne konkrete Begründung abgelehnt. "Das sorgt für Frust und spricht sich schnell rum."

Ideen werden häufig abgeblockt

Viele Manager auf Abteilungsleiterebene blocken noch immer die Ideen der Beschäftigten ab. Sie fürchten den Vorwurf, Mängel am Arbeitsplatz nicht selbst erkannt zu haben. «Sie werden (von ihren Vorgesetzten) zu sehr an Fehlern gemessen und kaum daran, wie sie mit den Mitarbeitern umgehen und welche Atmosphäre sie schaffen», sagte Kersting.

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