Alles was momentan zählt ist die Tatsache, dass ich in New York bin. Und hier bleiben werde. Heute weiß ich, dass ich es schaffen werde.
Es gibt Tage, da bin ich einfach glücklich. Ohne besonderen Grund. Ich wache auf und weiß gar nicht, wohin mit all diesem Glück. Es fühlt sich so an, als wenn ich überschäumen würde, wenn ich nicht etwas davon abgebe. Also laufe ich an solchen Tagen mit einem »100-Jahre-Sonnenwetter-Grinsen« durch die Gegend und könnte jeden knutschen, der mir begegnet. Nun mag das nicht jeder, und trotzdem habe ich das Bedürfnis, mein Glück zu teilen. Oder zumindest mitzuteilen. Und das tue ich auch. Es gibt dann leider die ganz grauen Gemüter, die mich mit einem »nerv mich nicht mit deiner guten Laune«-Kommentar vergraulen wollen. Aber das kann mir an diesen Tagen nichts anhaben.
Ich ziehe meine farbenfrohesten Sachen an, gebe großzügig jedem Straßenmusiker oder lächelnden Bettler ein paar Cents und lasse mir durch nichts die Laune verderben. Dann stört mich weder der Lärm der New Yorker Straßen noch die Hitze und das Gedränge in den Subways.
Lächelnd sehe ich darüber hinweg, wenn mir mal wieder jemand die Tür vor der Nase zuschlägt, mit gemeinen Absätzen auf meinen nackten Zehen rumtrampelt oder mir in der U-Bahn den von mir angepeilten Platz wegschnappt. Alles Dinge, die mich an anderen Tagen zur Weißglut treiben. Doch nicht heute.
Die Welt ist rosarot. Das Leben ist schön. Vergessen sind alle Sorgen um zu findende Arbeitsplätze, zu zahlende Telefonrechnungen, zu fütternde Fische. Alles was momentan zählt ist die Tatsache, dass ich in New York bin. Und hier bleiben werde. Heute weiß ich, dass ich es schaffen werde. Denn ab heute wird alles gut.
Zuversicht ist wohltuend, macht mutig und stark. Ich habe mich nun einmal entschlossen, diesen Schritt zu wagen, mir für eine gewisse Zeit ein neues Zuhause zu suchen. Und heute habe ich es zum ersten Mal, dieses Gefühl des Zuhauseseins. Das ist das große Glück, das das Leben ausmacht. In solchen Momenten wird mir wieder bewusst, warum ich all diese Kosten, Mühen und Schwierigkeiten auf mich genommen habe. Niemand würde mich momentan fragen, wie ich denn bloß solch eine hohe Miete zahlen kann und warum ich denn in einer so lauten Stadt leben will. Man würde es mir einfach ansehen: weil es mich glücklich macht.
Würde ich heute eine Lebenswert-Liste verfassen, wäre diese endlos lang. Voller Kleinigkeiten, die mich heute glücklich machen: die Sonne, die sich in der Fensterscheibe meines Nachbarn spiegelt, der Geruch nach Sommerregen, der noch von heute Nacht in der Luft hängt, alte Jeff Buckley-Songs hören, einen großen Powersmoothie trinken.
Willkommen zu Hause.