EMMA HELBERGS TAGEBUCH Diese Hilfsbereitschaft ist unglaublich

Die News bringen mittlerweile kaum Neues ans Tageslicht, die Ungewissheit bleibt aber: Was wird nun geschehen? Emma Helberg mailt aus New York.

Sonntag, 16. September 2001, 1857 (MESZ)

heute heisst es nun schon abschiednehmen. Einige freunde haben fuer morgen einen flug nach hause bekommen und werden new york verlassen. ich weiss noch immer nicht, was ich machen werde. Aber ich denke, vorerst bleibe ich hier.

gestern waren wir im moma (modern museum of art), das genauso wie alle anderen museen keinen eintritt verlangt hat. um den trauernden new yorkern etwas schoenes zu zeigen und die koepfe fuer kurze zeit auf andere gedanken zu bringen, sind die museen an diesem wochenende kostenlos zu besuchen. jeder tut, was er kann.

diese unglaubliche hilfsbereitschaft spiegelte sich auch auf dem union square wieder. hatten sich erneut unzaehlige menschen versammelt.

der alt-herren-chor »big apple chorus« gab ein konzert und sammelte damit spenden. als sie schliesslich »god bless america« anstimmten und tausende um mich herum mitsangen, lief mir eine gaensehaut den ruecken herunter. eine lebende freiheitsstatue hatte sich aufgestellt mit dem ziel, bis ende der woche $10.000 fuer das rote kreuz gesammelt zu haben.

zahlreiche ehrenamtliche hilfsorganisationen und kirchen-gemeinden boten ihre unterstuetzung bei psychischen problemen an.

sie beteten mit den trauernden und spendeten trost. die oertlichen tierheime hatten ein paar 'waisen' mitgebracht, die neue familien suchen. auch sie baten um spenden und ehrenamtliche helfer. ueber dem ganzen union square hing ein suesser geruch von duftkerzen. lichter soweit das auge reicht.

am abend hatte sich eine fernoestliche meditationsgruppe versammelt. zirka hundert mitglieder murmelten eintoenig ihre mantras. beleuchtet von dem schein unzaehliger kerzen bot sich uns eine sonderbare szene.

ich bin erstaunt ueber die 'anti-gewalt-welle' der new yorker. insgeheim hatte ich befuerchtet, dass viele aggressiver auf den terror reagieren wuerden. gluecklicherweise ist dem nicht so. zumindest nicht hier vor ort.

die news bringen mittlerweile kaum neuigkeiten. die unbefriedigende und zermalmende ungewissheit bleibt. was wird geschehen? was ist zu tun? bleiben oder gehen?

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