EMMA HELBERGS TAGEBUCH Ich kann sie bald nicht mehr sehen

Unzählige Verkaufsstände sind in den vergangenen Tagen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die Kommerzialisierung der Attacken ist wirklich uebelerregend.

Montag, 24. September 2001, 02:24 (MESZ)

gestern habe ich giulianis rat befolgt und bin shoppen gegangen. und siehe da, es tat wirklich gut. ich habe es genossen. meine gedanken waren einzig und allein bei den klamotten. alles andere war mir fuer diesen augenblick egal. ist die kordhose nicht ein wenig eng?? und passt diese tasche wirklich zu meinem mantel? waren meine einzigen sorgen. fuer einen augenblick.

aber ich musste feststellten, dass es mir ueberraschenderweise danach besser ging. das gefuehl der normalitaet hielt an. als wenn ich mich selbst aus meiner trauerhoehle befreit haette, indem ich alltag vorgetaeuscht habe. vielleicht haette ich es schon viel frueher tun sollen.

ich schaute mich auf dem broadway um, und mir wurde bewusst, dass eigentlich alles ganz normal aussah. die leute lachten, kauften ein und waren froehlich wie immer. der einzige unterschied war der ausdruck in manchen gesichtern. und ausserdem die unzaehligen verkaufsstaende, die seit ein paar tagen wie aus dem boden geschossen kamen. sie bieten usa-flaggen und t-shirts an. und darueber hinaus unglaublich geschmacklose fotos vom brennenden world trade center. die kommerzialisierung der attacken ist wirklich uebelerregend. und so schoen es auch ist, den zusammenhalt der amerikaner anhand einer fahne zu

zeigen, so kann ich sie dennoch bald nicht mehr sehen. und die abzocker, die versuchen, sich dadurch eine goldgrube zu buddeln, nerven mich.

heute haben mein freund und ich freunden von ihm beim umzug geholfen. wobei das wort 'umzug' wohl nicht passend ist. denn wir konnten lediglich das aus der wohnung mitnehmen, was wir tragen konnten. sie wohnten bis vor zwoelf tagen naemlich in der battery park city - drei blocks entfernt vom wtc. und da die ganze gegend noch immer abgesperrt ist, konnten wir ihnen nur helfen, ein paar taschen mit klamotten und den notwendigsten sachen zu packen und in ihre neue unterkunft befoerdern. wie obdachlose zogen wir mit unseren einkaufswagen voll mit plastiktueten durch die strassen. noch immer sind freiwillige unermuedlich dabei, die aufraeumarbeiter mit verpflegung zu unterstuetzen. selbst uns wurde essen angeboten, als wir schwerbepackt aus dem abgegrenzten gebiet kamen. nein danke, da gibt es wohl beduerftigere als uns.

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