Bereits am Morgen herrscht Hochbetrieb in einem Freiburger Restaurant - und doch bleiben die Teller leer. Denn es wird nur geübt. Freiburger Studenten bereiten sich auf einen künftigen Aushilfsjob in Kneipe und Restaurant vor.
Mit dem landesweit einmaligen Job-Seminar »Kein Stress mit dem Tablett« bietet das Studentenwerk Freiburg die Möglichkeit, auf die sanfte Tour Erfahrungen im Gastronomiebereich zu sammeln. Der zweitägige Praxiskurs soll Studenten den Einstieg in anspruchsvolle Kellner-Jobs erleichtern.
Die Registrierkasse ist Stressfaktor Nummer eins
»Studenten sind für Gastronomen die interessantesten Arbeitskräfte im Aushilfsbereich«, sagt Ausbilder Patrick Tremblay. Leider würden sie anfangs meist »ins kalte Wasser geworfen«. Das bedeute viel Stress für Gastronom, Gast und Kellner. Tremblay weiß aus 16 Jahren internationaler Serviceerfahrung in Bars und Restaurants, woran es anfangs mangelt. »Wir wollen den Teilnehmern erste Hemmungen nehmen, sie für den neuen Job sensibilisieren und ihnen so den Einstieg in den Betrieb erleichtern.«
Deshalb wird bei den Wochenendseminaren besonders praxisnah geübt: Gespräche freundlich führen, mit Tempo und Übersicht Bestellungen aufnehmen, ordentlich eindecken. Die Teilnehmer trainieren, wie man volle Gläser und Weinflaschen auf dem Tablett souverän meistert und wie mehr als drei Teller wackelfrei beim Gast ankommen. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit an der Kasse. »Die Registrierkasse ist nicht nur Euer Gedächtnis, sondern auch Stressfaktor Nummer eins«, erklärt Tremblay den Teilnehmern. Und so ist ausgiebiges Kassentraining angesagt. Jeder darf so lange bonieren, stornieren, umbuchen und separieren, bis es sitzt.
Simuliert wird der Restaurantalltag, mit allem was dazugehört. In Rollenspielen bedienen sich die Teilnehmer gegenseitig. Die vielen Wiederholungen schärfen den Blick. »Durch die Übungen bekommt man ein gutes Gefühl dafür, an wie viele Kleinigkeiten man beim Kellnern denken muss«, sagt Touristikstudentin Friederike Laab. »Schnell vergisst man bei aller Freundlichkeit nach der Bestellung die Karte am Tisch, hat die Kerze nicht angezündet und auch nicht auf den Aschenbecher geachtet.«
Warenkunde ist eine gute Basis
»Ihr seid gleichzeitig Animateure und Verkäufer«, sagt Tremblay. Der Fehler der meisten Anfänger sei es, dass sie sich nicht in den Kopf des Gastes hineinversetzen. Nötig sei daher die Vorbereitung auf mögliche Gäste-Fragen gleich am ersten Tag: »Was sind die zehn meist bestellten Gerichte und Getränke in meinem Betrieb? Wie werden sie zubereitet? Was passt dazu?« Ein wenig Warenkunde sei eine gute Basis für den Start.
»Es war wichtig zu erfahren, dass es doch gewisse Ordnungen im Ablauf gibt, mit denen man Herr im Haus werden kann«, sagt Julia Nowak am Ende des Seminars. Die Politikstudentin im zweiten Semester will nun möglichst bald in einem Restaurant arbeiten.
Das Freiburger Studentenwerk führt die Seminare rechtzeitig vor Beginn der Semesterferien durch. Alle Teilnehmer zahlen 40 Euro, und erhalten neben einem Handbuch noch ein Zertifikat. Dies sei dickes Plus bei Bewerbungen, sagt eine Sprecherin des Studentenwerks. Denn die meisten Gastronomen halten nach Service-Kräften mit Erfahrung Ausschau, doch die sind in der Regel Mangelware. Ab September soll das Seminar »Kein Stress mit dem Tablett« regelmäßig einmal im Monat angeboten werden.
dpa