Die IG Metall will in der anstehenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie bis zu acht Prozent mehr Geld fordern. "Wir diskutieren derzeit, plus sieben bis acht Prozent zu fordern", sagte der nordrhein-westfälischen IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard der "Bild"-Zeitung. Er präzisierte damit Aussagen der Gewerkschaftsspitze, wonach die Forderung über der des vergangenen Jahres liegen soll.
2007 hatte die IG Metall für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Lohn verlangt. Am Ende landeten 4,1 Prozent mehr und 400 Euro Einmalzahlung in den Lohntüten. Im Juni dieses Jahres kamen noch einmal 1,7 Prozent hinzu. Die neuen Tarifverhandlungen beginnen Mitte Oktober, der Tarifvertrag ist kündbar zum 31. Oktober. Burkhard verwies zur Begründung auf die deutlich gestiegenen Managergehälter. "Acht Prozent mehr für Dax-Vorstände - warum sollten wir nicht fordern dürfen, was andere sich längst genehmigt haben?", sagte der Bezirkschef.
Arbeitgeber mahnen Mäßigung an
Im einflussreichen Bezirk Baden-Württemberg wurde in den vergangenen Wochen unter Verweis auf die Preissteigerungen sogar der Wunsch nach neun Prozent mehr Geld plus einer Einmalzahlung von 1000 Euro geäußert. Ein Sprecher des Gewerkschaftsvorstands in Frankfurt am Main verwies am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP auf die für 8. September angesetzte Vorstandssitzung, in der die derzeit laufenden Diskussionen auf Bezirksebene bewertet und in einer einheitlichen Forderungsempfehlung zusammengefasst würden. Am 23. September soll dann die endgültige Forderung bekanntgegeben werden.
Die Arbeitgeber riefen unterdessen zur Mäßigung auf. "Die Fakten zeigen eindeutig, dass es nicht so weitergeht wie bisher", sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Als Indiz für eine schwächere Entwicklung verwies er auf weniger Aufträge aus wichtigen Absatzregionen. "Wie tief der Abschwung sein wird, können wir noch nicht mit Sicherheit sagen", sagte Kannegiesser. "Aber wir laufen in eine Abschwungphase hinein." Vor diesem Hintergrund müsse die Kostenstruktur der Betriebe im Gleichgewicht sein. Man dürfe nicht mit dem gleichen Tempo in die Tarifrunde gehen wie in einer Phase der Hochkonjunktur. "Die Forderung müsste eigentlich niedriger sein als im vergangenen Jahr", sagte Kannegiesser.
Zu einer "Gerechtigkeitskomponente", die IG-Metall-Chef Berthold Huber als Teil einer künftigen Lohnerhöhung ins Spiel gebracht hat, sagte Kannegiesser: "Es geht nicht, dass diese Tarifrunde zu einer Tarifrunde der Gefühle werden soll. Wir müssen weitestgehend von Fakten ausgehen. Wie sollen wir denn gegenüber Gefühlen in einem Flächentarifvertrag sachgerechte Lösungen finden?" Außerdem habe es in der Metall- und Elektroindustrie in den vergangenen Jahren nie einen Reallohnverlust gegeben. Wer ausgerechnet in dieser Branche von fehlender Gerechtigkeit spreche, verleugne die gemeinsamen Leistungen.