Millionen Pendler und Fernreisende können aufatmen: Der beispiellose Tarifstreit bei der Bahn ist nach fast einem Jahr ohne neue Streiks beigelegt. Die Lokführergewerkschaft GDL sagte den für diesen Montag 0.00 Uhr angedrohten unbefristeten Arbeitskampf wenige Stunden vor Beginn ab. Das teilte der GDL-Vorsitzende Manfred Schell in Berlin nach Gesprächen mit Bahnchef Hartmut Mehdorn und den Spitzen der größeren Gewerkschaften Transnet und GDBA mit. Die Bahn will den Zugverkehr am Montag zunächst mit den eingerichteten Notfahrplänen beginnen, den Betrieb dann aber allmählich auf normales Niveau hochfahren. Damit könnten Beeinträchtigungen für die Fahrgäste deutlich geringer ausfallen als zunächst befürchtet.
"Heute ist der schwierigste Tarifkonflikt in der Geschichte der Bahn zu einem guten Ende geführt worden", sagte Mehdorn. GDL-Chef Schell sagte: "Wir sind durch." Über das Wochenende hatten der Konzern und die Gewerkschaften über eine Lösung verhandelt, die eine Abstimmung der Gewerkschaften untereinander regelt. Der Einigung zufolge verpflichten sich die GDL einerseits sowie Transnet und GDBA andererseits, Tarifverträge des jeweils anderen Seite anzuerkennen. Dafür seien entsprechende Verträge mit der Bahn geschlossen worden. Bemühungen für eine direkte Kooperationsvereinbarung der drei Gewerkschaften untereinander waren gescheitert.
In der bis zuletzt strittigen Frage, welche Gewerkschaft die Verhandlungsmacht für rund 3000 Lokrangierführer bekommt, wurde ebenfalls eine Verständigung erreicht. Dafür sollten Transnet und GDBA zuständig sein, sagte Schell. Die Bahn hatte eine Abstimmung der Gewerkschaften zur Bedingung gemacht, damit sie den mit der GDL fertig ausgehandelten Entgelt- Tarifvertrag mit elf Prozent Einkommensplus unterschreibt.
Der Tarifkonflikt hatte am 19. März 2007 begonnen, als die GDL ihre Forderung übergeben hatte. Im Lauf der Monate kam es mehrfach zu bundesweiten Streiks.