Nun beginnt sie wieder: die bunte, wilde Feierzeit. Zumindest in manchen Teilen Deutschlands. Dort greifen die Jecken tief in ihre Geldbeutel: für Kostüme und Schminke, für Berliner und Bier. Und irgendwo kommt das Geld an. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln blickt wohl auch aufgrund seiner regionalen Verortung genau darauf, welche Branchen besonders von dem Karnevalistin-Konsum profitieren und wie sich der Gesamtumsatz entwickelt.
"Für die regionale Wirtschaft ist der Karneval ein Lichtblick. Gerade Gastronomie und Hotellerie brauchen diese wichtigen Impulse", sagt IW-Direktor Michael Hüther zu den Zahlen. Aber auch neben dem wirtschaftlichen Effekten seien die Tage wichtig – "gerade in Zeiten, in denen wir uns von einer Krise zur nächsten bewegen und lernen müssen, optimistisch zu bleiben". Darauf ein dreifach kräftiges Helau und Alaaf!
Kostüme, Kamelle, Karneval: Die Wirtschaftszahlen
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert für die Karnevalsbranche in der Session 2023/24 einen Umsatz von etwa 1,7 Mrd. Euro. Die Session geht vom 11.11. bis zum Aschermittwoch, 2024 ist das der 14. Februar. Damit ist die Session nur 95 Tage lang, außergewöhnlich kurz, trotzdem steigt der Umsatz: 2022/23 lag die Schätzung des IW noch bei 1,65 Mrd. Euro.
Prost! Der größte Umsatzposten (770 Mio. Euro) entfällt laut IW auf die Gastronomie. Manche Gastronomen erhöhen über Karneval sogar die Bierpreise. In den Düsseldorfer Altbier-Brauereien Schumacher, Schlüssel und Füchschen etwa steigt der Preis laut Medienberichten von Altweiber bis Rosenmontag um 20 Cent auf 3,10 Euro
Mit Kostümen und Kamellen (also den Süßigkeiten, die bei den Umzügen in die Zuschauermenge geworfen werden) verdient der Einzelhandel laut IW 360 Mio. Euro. Übrigens: Es gibt keinen Rechtsanspruch, an Karneval verkleidet ins Büro kommen zu dürfen. Zumindest wer Kundenkontakt hat oder Sicherheitskleidung tragen muss, darf auch an Karneval nicht darüber hinwegsehen.
Woher die Verkleidungen kommen? Meistens aus China. Drei Viertel der importierten Karnevalsartikel kamen 2022 laut Statistischem Bundesamt von dort. Insgesamt führte Deutschland in dem Jahr Karnevalsartikel im Wert von 114,9 Mio. Euro ein. Zum Vergleich: Im selben Jahr exportierte Deutschland Karnevalsartikel im Wert von 50,3 Mio. Euro – vor allem nach Österreich.
Bei so viel Ware, kommt auch viel Müll zusammen. Laut Festkomitee Kölner Karneval entstanden allein beim Kölner Rosenmontagszug 2023 467 Kubikmeter Müll. Deswegen arbeiteten etwa 200 Mitarbeiter der Abfallwirtschaft an dem Tag, sie waren mit 95 Fahrzeugen unterwegs.
Auch die Hotelbranche kann sich an Karneval freuen, denn viele Gäste reisen extra für die Feiertage in die Karnevalshochburgen. In Köln ist das besonders teuer: 2023 zahlten Besucher dort laut IW im Schnitt 376 Euro für zwei Übernachtungen. Insgesamt werden etwa 190 Mio. Euro für Übernachtungen ausgegeben. Und auch die Transportbranche profitiert: 2024 rechnet das IW mit einem Umsatz von 260 Mio. Euro durch Bahntickets und Taxifahrten.
Auch die oft politischen Wagen auf den Rosenmontagsumzügen gehören zum Karneval. Das Material dafür wurde im Jahr 2023 beim Kölner Umzug zusammengerechnet: Es wurden allein 16.000 Meter Bindedraht verwendet und 2.000 Quadratmeter Maschendraht.