Airbus überprüft nach Fertigungsproblemen erneut den Zeitplan für sein Großraumflugzeug A380. Konzern-Chef Thomas Enders hat die Kunden darüber schriftlich informiert und auch vor möglichen weiteren Auslieferverzögerungen gewarnt. "In dem Brief steht noch einmal, dass das Hochfahren der A380-Produktion herausfordernd ist und herausfordernd bleibt", sagte ein Airbus-Sprecher. Man habe ein "kritisches Stadium erreicht, von Phase 1 zu Phase 2. Deshalb gibt es eine Überprüfung. Das ist Standard, wenn diese Stufe des Übergangs erreicht wird", fasste der Sprecher den Brief des Airbus-Chefs zusammen. Enders hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, den Produktionsplan zu überprüfen, und damit Spekulationen über weitere Verzögerungen angeheizt.
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk und der "Süddeutschen Zeitung" sagte Enders, es sei derzeit noch nicht absehbar, ob es zu weiteren Lieferverzögerungen kommen werde. "Es geht schlicht um etwas, was wir auch in anderen Programmen ständig machen: Können wir die Lieferzeiten einhalten?", so der Manager. "Ich werde keinen Schnellschuss machen." Dafür hänge zu viel für das Unternehmen davon ab.
Wegen Problemen bei der Softwareabstimmung zum Einbau der umfangreichen Verkabelung hat Airbus die Auslieferung des A380 bereits drei Mal verschieben müssen. Mit fast zweijähriger Verspätung bekam Singapore Airlines den ersten A380 erst im Oktober vergangenen Jahres geliefert. Auf Grund der Komplexität werden bei den ersten 25 Fliegern - die Phase 1 - die Kabel im Hamburger Werk mühsam in Handarbeit eingebaut. Ab dem Serienflugzeug Nummer 26 soll das in Phase 2 computergesteuert automatisch verlaufen.
Emirates drohen mit neuen Schadenersatzforderungen
Die Verzögerungen haben Airbus bereits Milliarden gekostet und ein massives Sparprogramm zur Folge. Airbus-Großkunde Emirates deutete bereits neue Schadenersatzforderungen an, sollte es weitere Verspätungen geben. "Das würde bei uns ernsten Schaden anrichten", sagte Emirates-Präsident Tim Clark. Airbus hat Emirates bereits Entschädigungen in Millionenhöhe gezahlt. Die Dubaier Fluggesellschaft ist mit 58 Bestellungen der weitaus größte A380-Kunde. In zwei bis drei Wochen werde Airbus Emirates mitteilen, ob die Maschinen nun fristgerecht geliefert werden könnten oder nicht, sagte Clark. Zur Ursache von möglichen weiteren Verzögerungen habe sich Airbus nicht geäußert.
Die Deutsche Lufthansa dagegen ist von Airbus nach eigenen Angaben bislang nicht über Lieferprobleme informiert worden. "Wir gehen weiter davon aus, dass unser erster A380 der Flotte im Sommer 2009 zugehen wird", sagte eine Lufthansa-Sprecherin. Insgesamt will Airbus in diesem Jahr 13 der doppelstöckigen Großraumjets ausliefern, im kommenden Jahr 25.