Angespanntes Verhältnis Tesa dringt auf Trennung von Beiersdorf

Von Birgit Dengel
Der scheidende Tesa-Chef Dieter Steinmeyer spricht sich für eine Abspaltung des Klebstoffherstellers vom Mutterkonzern Beiersdorf aus: "Dass wir ein Teil von Beiersdorf sind, hat uns nie geschadet. Aber wir haben dort nichts zu suchen", sagte Steinmeyer.

"Nivea und Tesa sind zwei Geschäfte mit zwei völlig unterschiedlichen Erfolgsfaktoren." Steinmeyer gibt seinen Posten im Herbst nach 18 Jahren an der Spitze des Unternehmens ab. Die deutlichen Worte des Tesa-Chefs werfen ein Schlaglicht auf das angespannte Verhältnis zwischen Beiersdorf und der Klebstofftochter. Die Unabhängigkeit vom Mutterkonzern würde Tesa mehr Spielräume verschaffen, sich eigenständig zu entwickeln. Von Beiersdorf komme jedoch Gegenwehr, sagten Insider. Würde der Nivea-Hersteller seine Klebstofftochter verlieren, würden Umsatz und Wert des im MDax gelisteten Konzerns deutlich sinken.

Kein Ersatz in Sicht

Tesa erreicht einen Jahresumsatz von knapp 850 Mio. Euro und kam zuletzt auf einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 88 Mio. Euro. Der Umsatz von Beiersdorf liegt bei 5,5 Mrd. Euro pro Jahr. Den Wert von Tesa schätzen Experten auf etwa 1,5 Mrd. Euro. "Dafür möchte Beiersdorf ein Äquivalent haben", hieß es aus dem Konzern. Zukäufe im Kosmetikmarkt sind in dieser Größenordnung aber schwierig - zumal sie zu Beiersdorfs Produktpalette passen müssten.

Die unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Unternehmen hatten bereits mehrmals Forderungen nach einer Trennung laut werden lassen - sowohl von Marktbeobachtern als auch von Firmenmanagern. Tesa macht heute 78 Prozent seines Umsatzes mit Zulieferprodukten für die Industrie, nur 22 Prozent entfallen auf das Endverbrauchergeschäft mit Ware wie Tesafilm. Gerade dieses Geschäft ist aber die Domäne von Nivea-Hersteller Beiersdorf.

Tchibo-Familie im Rücken

Beiersdorf-Chef Thomas Quaas hatte eine Abspaltung noch vor Kurzem abgelehnt. Diese sei "momentan kein Thema. Aber natürlich überlegen wir immer wieder, wie man die Geschäftsfelder weiterentwickeln kann". Tesa-Chef Steinmeyer dagegen sagte: "Es wäre schön, wenn es gelingen würde, Tesa allein an die Börse zu kriegen - allerdings mit stabilem Großaktionär." Der könne Beiersdorf oder Maxingvest heißen.

Maxingvest ist die Holding der Hamburger Unternehmerfamilie Herz, der sowohl die Kaffeekette Tchibo als auch die Mehrheit an Beiersdorf gehören. Heute stützt sich Maxingvest mit einem Gesamtumsatz von 9,1 Mrd. Euro pro Jahr auf die zwei Säulen Tchibo und Beiersdorf inklusive Tesa.

Drei-Säulen-Modell

Künftig könnten es drei Säulen sein, sagte Steinmeyer: Tchibo, Beiersdorf sowie unabhängig davon Tesa. "So würde Tesa unter dem Dach von Maxingvest und damit mehrheitlich in Familienhand bleiben." Tesa hat im weltweiten Markt für Klebebänder sieben Prozent Marktanteil; mehr schafft nur der US-Rivale 3M mit 27 Prozent.

FTD