Einige Supermarktkunden könnten sich in den kommenden Wochen über Lücken im Sortiment wundern. Der Grund für das Fehlen bestimmter Marken sind aber nicht etwa zusammengebrochene Lieferketten, sondern Machtspiele in der Lebensmittelbranche. Hersteller-Multis wie Pepsico oder Mars versuchen für ihre Produkte höhere Preise durchdrücken, Händler wie Edeka und Rewe wollen diese nicht akzeptieren.
In der Folge drohen Lieferstopps. So wird Edeka nach Informationen der "Lebensmittelzeitung" derzeit deutschlandweit von einigen Konzernen nicht mehr oder nur noch teilweise beliefert. Besonders eskaliert ist der Preiskampf offenbar zwischen Edeka und Pepsico. Der US-Hersteller von Pepsi-Cola, Lays-Chips und weiteren Marken soll 30 Prozent höhere Preise gefordert haben. Diese will Edeka nicht akzeptieren, weil man sie ja an die Kunden weitergeben müsste, die derzeit sehr preissensibel einkaufen. Und so liefert Pepsico aktuell nicht.
Ebenfalls vermissen dürften Edeka-Kunden derzeit einige Kosmetikprodukte. Denn auch mit dem Nivea-Konzern Beiersdorf liegt die Supermarktkette im Clinch. Mehr als 150 Produkte von Marken wie Nivea, Hidrofugal und Labello werden derzeit wohl nicht an Edeka geliefert. Und als nächstes droht laut "Lebensmittelzeitung" ein Preis-Konflikt mit dem Süßwarenriesen Mars.
Der Konflikt ist nicht auf Edeka allein beschränkt. Konkurrent Rewe lag zuletzt ebenfalls mit Mars bei den Preisen über Kreuz. Nach einer Teileinigung mit Mars stellt sich Rewe laut "Lebensmittelzeitung" als nächstes ebenfalls auf eine Eskalation mit Pepsico ein, der nächste Lieferstopp droht.
Das sind die Kandidaten für die "Mogelpackung des Jahres"

Edeka und Rewe: die Supermarktchefs sind sauer
Harte Auseinandersetzungen zwischen mächtigen Herstellern und den nicht minder mächtigen deutschen Supermarktriesen gab es auch in der Vergangenheit immer wieder. In der Regel laufen diese Preispoker aber eher im Hintergrund ab. Dass es diesmal um viel geht, lässt sich daran ablesen, dass die Supermarkt-Chefs persönlich sich in der Öffentlichkeit zu Wort melden. So erklärte Edeka-Chef Markus Mosa gerade in der "Bild", er wolle sich die Preiserhöhungen nicht bieten lassen. "Für 2023 liegen uns wieder massive Preisforderungen der großen Markenkonzerne auf dem Tisch. Dagegen wehren wir uns."
Auch Rewe-Chef Lionel Souque betonte kürzlich: "Wir können und wollen die Preise nicht so stark erhöhen, wie die Industrie das fordert. Die Menschen haben nicht so viel Geld." Laut Souque lagen Rewe Anfang des Jahres allein für das erste Quartal Preiserhöhungen von Markenartiklern im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro vor. Edeka-Chef Mosa spricht sogar von aktuellen Forderungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Souque wirft allem großen US-Konzernen wirft vor, ihre Margen ausweiten zu wollen. Allerdings haben auch die deutschen Lebensmittelhändler in den letzten Jahren nicht schlecht verdient.
Die Supermarkt-Chefs befürchten nun, dass die Kunden bei zu starken Preiserhöhungen zur Konkurrenz abwandern. Denn wegen der allgemeinen Teuerung gucken viele Verbraucher aktuell stark auf den Preis. So stellen Supermärkte und Discounter aktuell in Werbekampagnen gerne heraus, wie günstig sie sind. Und müssen sich dann hinten rum mit den Markenherstellern herumschlagen, die wegen höherer Produktionskosten ihrerseits Ansprüche stellen.
Für die Verbraucher ist der Verzicht auf bestimmte Markenprodukte meist nicht allzu dramatisch, sofern es Alternativen im Regal gibt. Etwas genauer hinschauen sollten sie aber, um nicht auf versteckte Preiserhöhungen durch Füllmengenänderungen hereinzufallen. Laut Verbraucherzentrale Hamburg gab es 2022 mehr Kundenbeschwerden über solche Mogelpackungen als je zuvor. Um auf die Masche aufmerksam zu machen, lassen die Verbraucherschützer noch bis zum 22. Januar über die "Mogelpackung des Jahres" abstimmen.