So umfassend ist die Nachhaltigkeit deutscher Unternehmen bisher noch nie verglichen worden. Das Magazin stern und das Marktforschungsunternehmen Statista haben mehr als 2000 Firmen analysiert und 13.000 Bürger befragt. Das Ergebnis: Der Versicherungskonzern Allianz ist das nachhaltigste Unternehmen Deutschlands. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das Pharmaunternehmen Merck und die deutsche Tochter von Telefonica. Insgesamt konnten sich 200 Firmen für das Ranking qualifizieren.
"Wer Gutes tut, ist erfolgreicher"
Allianz-Chef Oliver Bäte sagt zu dem Ergebnis im Interview mit dem stern: "Für uns ist es ein gutes Feedback, wie wir im Vergleich mit anderen Unternehmen dastehen." Der Konzern orientiert seine Geschäftspolitik schon seit einigen Jahren stärker an Nachhaltigkeitszielen. Zunächst wurde die Versicherung von Kohlekraftwerken gestoppt. Seit einiger Zeit werden auch die Finanzanlagen nachhaltig ausgerichtet. Die Allianz managt mehr als zwei Billionen Euro. "Die Behauptung, dass man mit grünen Anlagen kein Geld verdienen könne, erweist sich zunehmend als Unsinn", sagt Bäte. Das Gegenteil sei richtig: "Wer Gutes tut, ist erfolgreicher."
Miele punktet in der Kategorie Soziales
Das Ranking bewertet die Unternehmen in drei Bereichen. In der Kategorie "Umwelt" erreicht die Allianz den höchsten Wert, bei "Soziales" liegt der Hausgerätehersteller Miele vorn und bei "Ökonomie" der Sportartikelkonzern Adidas. Für die Studie wurden die aktuellen Nachhaltigkeits- bzw. die Geschäftsberichte zu mehr als 30 Kennzahlen analysiert. Das Spektrum reichte dabei von den Treibhausgasemissionen über den Frauenanteil in Führungspositionen bis zur Einhaltung des Corporate Governance Kodex. Zusätzlich zur Daten-Analyse wurde über ein Onlinepanel die Nachhaltigkeits-Wahrnehmung der Unternehmen in den drei Kategorien durch 13000 Bürger erhoben. Dabei bewerten die Befragten zum Beispiel Aussagen wie: "Das Unternehmen engagiert sich im Umweltschutz", "Das Unternehmen engagiert sich für gemeinnützige Zwecke" oder "Das Unternehmen agiert fair gegenüber Wettbewerbern und Lieferanten".
Fünf Dax-Konzerne in der Top Twenty
Die Studie greift damit das umfassende, international übliche Nachhaltigkeits-Verständnis auf, das unter den Buchstaben ESG bekannt ist. Das Kürzel steht für Environment, Social, Governance (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung). An den Finanzmärkten spielen ESG-Kriterien eine zunehmende Rolle. Mit Allianz, Merck, BMW, Beiersdorf und der Deutschen Telekom sind zumindest fünf Dax30-Konzerne in der Top Twenty vertreten.
Rang | Unternehmen | Gesamtscore |
1 | Allianz | 90,7 |
2 | Merck | 89,7 |
3 | Telefonica Deutschland | 89,5 |
4 | Hannover Rück | 87,0 |
5 | Miele | 86,8 |
6 | Talanx | 86,5 |
7 | MAN | 86,2 |
8 | SMA Solar Technology | 85,5 |
9 | BMW | 85,3 |
10 | Puma | 85,0 |
11 | Aixtron | 84,5 |
12 | Beiersdorf | 84,3 |
13 | Deka-Bank | 83,9 |
14 | Stratec | 83,9 |
15 | Deutsche Telekom | 83,9 |
16 | Rewe | 83,0 |
17 | Hugo Boss | 82,8 |
18 | Bosch | 82,5 |
19 | Voith | 82,3 |
20 | Scout24 | 82,0 |
Hier finden Sie die komplette Übersicht
Zum Download als PDF mit allen Kennzahlen
DIE METHODE: Wie das Ranking ermittelt wurde
Studie: Partner der Untersuchung ist das renommierte Marktforschungsunternehmen Statista. 2000 Firmen, die ihren Haupsitz in Deutschland haben, wurden gesichtet. Sie müssen mindestens 500 Mitarbeiter beschäftigen, zu den umsatzstärksten zählen oder in einem Index der Dax-Familie (Dax30, MDax, SDax, TecDax) gelistet sein. Banken müssen mindestens eine Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro erreichen. Wenn aktuelle Nachhaltigkeits- bzw. Geschäftsberichte (mindestens von 2018) vorlagen, wurden sie zu mehr als 30 Kennzahlen in drei Bereichen analysiert:
- Umwelt (u.a. Abfall, Emissionen, Position zu erneuerbaren Energien)
- Soziales (u.a. Frauenanteil in Führungspositionen, Fluktuation, Menschenrechts-Policy)
- Ökonomie (u.a. Einhaltung des Corporate Governance Kodex, Anti-Korruptions-Richtlinie, finanzielle Stabilität)
Die Rüstungsindustrie war ausgeschlossen, ebenso Firmen mit Treibhausgas-Emissionen von über zehn Millionen Tonnen. Zusätzlich wurde über ein professionelles Onlinepanel die Nachhaltigkeits-Wahrnehmung der Unternehmen in den drei Kategorien durch 13000 Bürger erhoben. Dabei bewerten die Befragten zum Beispiel Aussagen wie: "Das Unternehmen engagiert sich im Umweltschutz", "Das Unternehmen engagiert sich für gemeinnützige Zwecke" oder "Das Unternehmen agiert fair gegenüber Wettbewerbern und Lieferanten". Die Datenanalyse fand im August und September, die Befragung im Oktober statt.
Bewertung: Innerhalb der drei Bereiche haben die Kennzahlen ein Gewicht von 70 Prozent und die Umfrageergebnisse ein Gewicht von 30 Prozent. Das jeweils beste Unternehmen in einer Kategorie erhielt 100 Punkte. Der Mittelwert über die drei Bereiche ergibt den Gesamtscore. Die Allianz erreicht mit 90,7 den höchsten Wert. Alle in der Gesamtliste der 200 besten Firmen haben ein überdurchschnittliches Ergebnis erreicht.
Transparenz: Die stern-Redaktion arbeitet nur mit Testpartnern mit hoher Expertise. Diese bringt Statista mit. Das unabhängige Marktforschungsinstitut ist für eine Vielzahl von Auftraggebern tätig. Die Neutralität der Datenerhebung und -analyse ist aber immer gewährleistet. Kein Unternehmen konnte sich um die Teilnahme an der Studie bewerben oder die Aufnahme in die Liste beeinflussen. Über den Fragebogen und das Bewertungsschema hat die stern-Redaktion entschieden. Die Ausgezeichneten haben die Möglichkeit, für ihre Außendarstellung ein stern-Siegel zu erwerben. Genauere Informationen zu den Bedingungen dieser Siegel finden Sie unter www.stern.de/siegel