ARBEITSKAMPF Südkoreaner streiken für Fünftagewoche

Mit den Arbeitsniederlegungen wurde die Rücknahme von Privatisierungsplänen gefordert. Die Regierung nannte den Ausstand »illegal« und will die Streikführer bestrafen.

Mit massiven Streiks haben tausende Arbeiter in Südkorea ihrer Forderung nach einer Fünftagewoche und der Rücknahme eines umstrittenen Privatisierungsplans der Regierung Nachdruck verliehen. Am Montag legten unter anderem rund 5.000 Eisenbahner ihre Arbeit nieder und setzten unzählige Pendler fest. Die Regierung bezeichnete die Arbeitsniederlegung als illegal. Ministerpräsident Lee Han Dong kündigte die Bestrafung der Streikführer an, Staatsanwälte beantragten Haftbefehle gegen 37 führende Gewerkschaftsfunktionäre.

Angst vor Massenentlassungen

Auch Mitarbeiter der Gas- und Elektrizitätswerke gingen in Streik, die Angestellten der Gasversorger nahmen aber nach einigen Stunden ihre Arbeit wieder auf, nachdem die Unternehmen neue Verhandlungen über die Privatisierungspläne zugesichert hatten. Die Arbeiter fürchten Massenentlassungen, sollte die Regierung ihre Vorhaben umsetzen. Um die Auswirkungen des Ausstands gering zu halten, sollten Streikende durch Soldaten und gewerkschaftlich nicht organisierte Arbeiter ersetzt werden.

Verkehr lahmgelegt

Dennoch wurden am Montag nach offiziellen Angaben etwa 40 Prozent der Zugverbindungen im Personen- und Güterverkehr abgesagt. Bei den Energieunternehmen wirkte sich der Ausstand dagegen weniger aus, weil der Betrieb weitgehend automatisch läuft.

»Bittere Medizin«

Rund 15.000 Arbeiter hatten bereits am Sonntag in Seoul für die Einführung der Fünftagewoche und gegen die geplante Privatisierung staatlicher Unternehmen demonstriert. Die Privatisierung ist ein Kernpunkt im Wirtschaftsprogramm von Präsident Kim Dae Jung. Er hat seine Reformpläne wiederholt als »bittere, aber notwendige Medizin« bezeichnet.

Weitere Streiks angekündigt

Die meisten Koreaner arbeiten den halben Samstag. Im Zusammenhang mit der Einführung der Fünftagewoche ist zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern umstritten, ob dafür Löhne und Urlaub gekürzt werden sollen. Für die kommenden Tage werden in Südkorea weitere Streiks erwartet. So wollen am Dienstag rund 100.000 Beschäftigte der Metall-, Automobil- und Schwerindustrie für die kürzere Arbeitszeit streiken.