Auch im August hat die Zahl der Arbeitslosen die Vier-Millionen-Grenze überschritten. Mit genau 4,018 Millionen lag sie jedoch um etwa 29.000 niedriger als im Juli. Der Vorstandschef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, wird die Ergebnisse heute in Nürnberg erläutern.
Regierung erwartet Konjunkturaufschwung
Bundesregierung und Bundesanstalt gehen nach bisherigen Erklärungen davon aus, dass mit der erhofften Verbesserung der Konjunktur noch vor Jahresende auch eine Wende am Arbeitsmarkt eintritt. Diesmal sei der Rückgang im August gegenüber dem Vormonat mit rund 29.000 deutlicher als vor einem Jahr, als die Zahl der Arbeitslosen um 9900 zurückgeschraubt wurde. Allerdings waren im August 2001 nur 3,789 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet.
Jahresdurchschnitt von über 4 Millionen
Experten schließen allerdings nicht aus, dass die Erwerbslosenzahl auch im Durchschnitt des laufenden Jahres leicht über 4 Millionen liegen kann. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte nach seinem Amtsantritt im Herbst 1998 bis ins Wahljahr 2002 hinein einen Rückgang auf 3,5 Millionen in Aussicht gestellt. Seit mehreren Monaten räumt er aber ein, dass dieses Ziel nicht mehr zu erreichen sei.
Angesichts der unsicheren Entwicklung am Arbeitsmarkt hat der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, die Bundesregierung aufgefordert, im Falle eines Wahlsieges sofort ein Sonderprogramm zu starten. Zur Ankurbelung von Wirtschaft und Beschäftigung müssten zehn Milliarden Euro zusätzlich locker gemacht werden. Dafür müssten auch höhere Schulden und notfalls ein »Blauer Brief« aus Brüssel in Kauf genommen werden, sagte Sommer. Auch sollten die Unternehmen endlich die von ihnen behaupteten 1,5 Millionen offenen Stellen den Arbeitsämtern melden.
Schröder geht auf Distanz zum DGB
Bundeskanzler Schröder und Arbeitsminister Walter Riester (SPD) hatten diesen Vorstoß umgehend zurückgewiesen. Zunächst gelte es, die Hilfen für die Hochwasseropfer in Höhe von zehn Milliarden Euro zu verteilen. Auch die Grünen gingen auf Distanz zu der DGB-Forderung.