Schicksalstag für Siemens-Chef Klaus Kleinfeld: Nach Informationen des "Handelsblatts" will der Vorstandsvorsitzende zurücktreten, sollte der Aufsichtsrat die Entscheidung über seinen Vertrag verschieben. Er könne nur dann sein Gesicht wahren, wenn er dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt anbiete und dieser das Angebot ablehne, schrieb das Blatt.
Die "Financial Times Deutschland" berichtete zudem, Kleinfeld habe dem Präsidium des Kontrollgremiums offenbar schon in der vergangenen Woche im Streit um die Vertragsverlängerung einen Kompromiss angeboten. Danach soll er sich bereit erklärt haben, im Falle eines strafrechtlichen Vergehens auf eine Auszahlung der Restlaufzeit des Vertrages zu verzichten. Bislang ist der Manager von der Affäre nicht betroffen.
Im Laufe des Mittwochs will der Siemens-Aufsichtsrat über eine Verlängerung seines Vertrages um weitere fünf Jahre entscheiden. Einige Mitglieder des Kontrollgremiums stehen trotz glänzender Quartalszahlen einer Verlängerung zum jetzigen Zeitpunkt kritisch gegenüber, da noch kein abschließender Bericht über den Siemens-Schmiergeldskandal vorliegt.
Berichten zufolge gilt Linde-Chef Wolfgang Reitzle als Wunschkandidat für eine mögliche Kleinfeld-Nachfolge. Trotz einer ersten Absage des Linde-Chefs bemühe sich der Aufsichtsrat weiter um ihn. Als Alternative zu Reitzle ist laut "Süddeutscher Zeitung" auch der frühere VW-Markenchef Wolfgang Bernhard im Gespräch. Nach Informationen des Blattes hatte zuletzt die US-Börsenaufsicht SEC den Druck auf Siemens erhöht, personelle Konsequenzen aus der Schmiergeld-Affäre zu ziehen, andernfalls werde man den Konzern noch durchleuchten.
Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer sei auch deshalb zurückgetreten, um dem Konzern eine langwierige Untersuchung durch die amerikanische Börsenaufsicht zu ersparen.