Nach Expertenschätzung beschleunigt der Tarifkonflikt der Metaller die Abwanderung der Auto-Zulieferer nach Osteuropa noch weiter. "Der Flurschaden ist jetzt schon zu groß", sagte Ralf Kalmbach, Vize-Präsident der Unternehmensberatung Mercer. Die Autoindustrie in den neuen Bundesländern sei ohnehin noch nicht gefestigt. "Die Branche kann solche Schläge nicht verkraften."
Lohnkostenvorteile locken
Schon seit Jahren zieht es die Autozulieferer zunehmend nach Osteuropa. "Die Lohnkostenvorteile sind erheblich und es gibt nur sehr wenig Nachteile", sagte Kalmbach. Gerade in der Metallverarbeitung sei das Fachwissen in vielen osteuropäischen Ländern traditionell hoch. Viele Unternehmen hätten gute Erfahrungen gemacht. So sei beispielsweise Audi mit seiner TT-Fertigung in Ungarn hochzufrieden.
Subventionen als Standortvorteil
Ein Argument für die neuen Bundesländer sei neben den Subventionen, die es noch gebe, bisher die Planungssicherheit gewesen. Zudem hätten viele Betriebe ihre Fertigung nur noch aus überwiegend psychologischen Gründen in Deutschland angesiedelt. Der Streik könne nun den Anstoß geben, eine solche Entscheidung zu überdenken. «Neue Investitionen werden jetzt in einem anderen Licht betrachtet.»
Ost-Produktivität schon auf West-Niveau?
Bei der Forderung nach Gleichbehandlung erkenne die Gewerkschaft nicht an, dass die Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland noch immer geringer sei als im Westen, sagte Kalmbach. Bisher sei dies beispielsweise durch die drei zusätzlichen Arbeitsstunden pro Woche teilweise ausgeglichen worden.
Zuverlässigkeit ist alles
Die Autohersteller sind stark von der Zuverlässigkeit ihrer Zulieferer abhängig. So muss der BMW-Konzern seit Montag die Fertigung seiner 3er-Reihe wegen des Streiks beim Getriebe-Zulieferer ZF ruhen lassen. Die Arbeitsniederlegungen bei ZF sind mittlerweile ausgesetzt. Dennoch kann BMW erst ab Montag wieder produzieren.