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Autobauer in der Krise Opel lässt fast 10.000 Beschäftigte kurzarbeiten

Opel schickt tausende Mitarbeiter in Zwangspause. Bis Jahresende soll in Rüsselsheim und Kaiserslautern an 20 Tagen die Arbeit ruhen. Der Autohersteller begründet den Schritt mit dem Absatzeinbruch.

Der kriselnde Autohersteller Opel führt ab September für rund 9300 Mitarbeiter Kurzarbeit ein. Sie sei für jeweils 20 Tage bis zum Jahresende an den Standorten Rüsselsheim und Kaiserslautern geplant, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Betroffen sei sowohl die Produktion als auch die Verwaltung, nicht aber das Entwicklungszentrum. Die finanzielle Belastung der Arbeitnehmer soll dadurch in Grenzen gehalten werden, dass Opel das staatliche Kurzarbeitergeld aufstockt.

Opel begründete den Schritt mit sinkenden Verkaufszahlen. "Der europäische Automobilmarkt bricht drastisch ein", erklärte Personalvorstand Holger Kimmes. Die sinkende Auslastung könne Opel nicht mehr auf anderem Wege wie etwa durch Arbeitszeitkonten ausgleichen. Deswegen sei Kurzarbeit nun "die richtige Maßnahme zur Überbrückung dieser Marktschwäche".

Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug erklärte, die Einführung von Kurzarbeit "sichert Arbeitsplätze". Die finanziellen Belastungen für die betroffenen Mitarbeiter hielten sich dadurch in Grenzen.

In den vergangenen Tagen hatten Opel und Arbeitnehmervertreter über Kurzarbeit verhandelt. Opel beschäftigt in Rüsselsheim 13.800 Mitarbeiter, 3500 davon in der Produktion. 3300 arbeiten in den zentralen und administrativen Bereichen, für die nun ebenfalls Kurzarbeit eingeführt werden soll. Am Standort Kaiserslautern sind 2500 Beschäftigte tätig.

150. Geburtstag kein Grund zum Feiern

Die Ankündigung fällt zusammen mit dem 150. Geburtstag des Autobauers, dessen Anfänge auf den 23. August 1862 datiert werden. Damals begann Adam Opel in der väterlichen Werkstatt mit dem Bau von Nähmaschinen. Später baute Opel Fahrräder. Mit dem Automobilbau begann Opel 1899. Opel sieht sich damit nach Daimler-Benz als zweitältesten Autobauer Deutschlands. Zum Feiern ist den Rüsselsheimern jedoch nicht zu Mute. Denn vom Glanz früherer Tage, als Opel in den 1970er Jahren Deutschlands erfolgreichster Autobauer war und mit Modellen wie dem Kadett Volkswagen die Stirn bot, ist längst nichts mehr übrig. Während direkte Konkurrenten wie der Wolfsburger Autobauer vor 20 Jahren höherpreisige Fahrzeuge für sich entdeckt haben und Schwankungen dank der betuchten Kundschaft auffangen können, stehen bei Opel frühere Modelle wie Kapitän, Admiral und Diplomat im Museum.

Ein jahrelanger Zick-Zack-Kurs des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors und die Absatzkrise in Europa haben das Fundament der Firma unterspült, deren Marktanteil seit Jahren sinkt, was den Rüsselsheimern Riesenprobleme mit Überkapazitäten eingebrockt hat. Mehrere Sanierungsversuche hatten nicht den erhofften Erfolg - zuletzt wurden vor zwei Jahren europaweit 8000 Stellen gestrichen und das Werk im belgischen Antwerpen geschlossen. Trotzdem türmte sich der Verlust im Europageschäft in der ersten Jahreshälfte auf weit mehr als eine halbe Milliarde Dollar. In den vergangenen zehn Jahren hat der US-Autokonzern in Europa insgesamt 14 Milliarden Dollar verloren.

Nach mehreren Wechseln an der Unternehmensspitze in den vergangenen Jahren führt seit Mitte Juli der Sanierungsexperte Thomas Sedran das Europa-Geschäft mit den beiden Marken Opel und Vauxhall - allerdings nur vorübergehend, bis ein Nachfolger für den geschassten Karl-Friedrich Stracke gefunden ist.

mlr/AFP/DPA/Reuters DPA Reuters

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