Bahn-Tarifstreit Das Tauziehen geht weiter

Pendler können aufatmen: Bei der Deutschen Bahn drohen ab Montag keine neuen Streiks - das Tauziehen mit der Lokführergewerkschaft GDL geht aber weiter. Am Dienstag werden beide Seiten ihre Verhandlungen über Bezahlung und Arbeitszeit fortsetzten - und sind optimistisch.

Millionen Pendler müssen sich an diesem Montag auf keine neuen Streiks bei der Bahn einstellen. Im Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL ist aber auch in der jüngsten Verhandlungsrunde keine Einigung erzielt worden - das Tauziehen geht weiter. Beide Seiten werden an diesem Dienstag ihre Verhandlungen über Entgelt und Arbeitszeit fortsetzen. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte nach vierstündigen Gesprächen mit den Kontrahenten am Samstagabend in Berlin, beide Seiten seien "in wesentlichen Fragen" vorangekommen. "Schwierigster Brocken" sei noch die künftige Höhe der Einkommen für die Lokführer. Die GDL hatte damit gedroht, von Montag an den Fern-, Nah- und Güterverkehr bundesweit zu bestreiken.

Streiks bleiben als letzte Hintertür

Tiefensee sprach am Samstag in seinem Berliner Ministerium mit der GDL-Spitze und der Verhandlungsführerin der Bahn, Personalvorstand Margret Suckale. Der GDL-Vorsitzende Manfred Schell sagte anschließend der Deutschen Presse-Agentur dpa, der Stand der Verhandlungen lasse es zu, dass eine Tarifvereinbarung bis zum 31. Januar erfolgreich erzielt werden könne. Eine Einigung sei nun relativ zügig möglich, daher verzichte man auf die zunächst von Montag an geplanten Streiks. Grundsätzlich schloss er neue Arbeitsniederlegungen aber nicht aus. ""Das halten wir uns in jedem Fall offen", sagte Schell.

Noch am Abend flog der GDL-Chef nach Frankfurt zurück. Dort zeigte er sich zuversichtlich. "Es kann am Dienstag schon ein Ergebnis geben", sagte er auf dem Flughafen. Kernpunkt der Auseinandersetzung sei weiterhin die Lohnforderung. Zudem seien noch "letzte Fragen zur Arbeitszeit" ungelöst, sagte er. "Es hakt noch an einigem." Einigung bestehe nach derzeitigem Stand aber in der Frage eines eigenständigen Tarifvertrages, berichtete Schell. Dies war jahrelang einer der Kernforderungen der Gewerkschaft, die sich von den beiden konkurrierenden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA abgrenzen will. Die Bahn nahm zum jüngsten Stand zunächst keine Stellung.

"Völlig neue Dynamik"

Tiefensee sagte vor Journalisten in Berlin, in den Tarifverhandlungen sei eine "völlig neue Dynamik entstanden". Es gebe eine "große Bereitschaft beider Seiten, schnellstmöglich zu einem Ergebnis zu kommen". Der Verkehrsminister hatte die Tarifparteien erst kurz vor Weihnachten zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch bewegt, nachdem die GDL kurz zuvor das Scheitern der Gespräche erklärt hatte. Die Gewerkschaft fordert mindestens zehn Prozent mehr Geld und einen eigenständigen Tarifvertrag. Die Bahn hatte der GDL zuletzt acht Prozent mehr Geld geboten, nach dem Abbruch der Gespräche durch die GDL aber alle Angebote zurückgezogen.

Konzern und Gewerkschaft hatten in einer Verhandlungsrunde seit Mittwoch an einem Tisch gesessen, um einer Lösung des Tarifkonflikts näherzukommen. Der Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft dauert inzwischen schon mehr als neun Monate.

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