Bei der krisengeplagten Bank of America sorgen ein Milliardenverlust sowie Millionenzahlungen an den scheidenden Konzernchef für neue Aufregung. Der staatlich gestützte Finanzkonzern ist im dritten Quartal mit einem Minus von mehr als 2,2 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) überraschend tief in die roten Zahlen gestürzt. Das Ergebnis drückten erneute Milliarden-Belastungen durch faule Kredite. Ein Jahr zuvor hatte das Institut noch einen Überschuss von 704 Millionen Dollar erzielt.
Als ersten Top-Banker der Wall Street zwingt die US-Regierung nun den zum Jahresende abtretenden Konzernchef Kenneth Lewis zum Verzicht auf einen Bonus und sein 1,5 Millionen Dollar schweres Grundgehalt für 2009. Allerdings stehen dem 62-Jährigen noch Aktienoptionen und Rentenansprüche von womöglich bis zu 125 Millionen Dollar zu.
Lewis hatte sich mit der spektakulären Milliardenübernahme der Investmentbank Merrill Lynch vor rund einem Jahr verhoben. Die Bank of America wird zudem in imageschädigenden Rechtsstreits vorgeworfen, ihre Aktionäre falsch informiert zu haben.
"Nicht im besten Interesse der Bank"
Der von US-Präsident Barack Obama in der Finanzkrise ernannte "Gehalts-Kontrolleur" Kenneth Feinberg setzte bei Lewis die Einbußen für 2009 durch, wie ein Sprecher der Bank am Freitag bestätigte. Auf frühere Gehaltsansprüche hat Feinberg keinen Zugriff. Ein spezielles Gesetz greift erst ab 2009. Hinter den Kulissen wird laut US-Medien aber noch um die Höhe der Ansprüche von Lewis für seine insgesamt vier Jahrzehnte in der Bank gerungen. Die Zahlen für das Paket aus Rentenansprüchen und anderen Aktienoptionen schwanken zwischen 69 und bis zu 125 Millionen Dollar.
Kritiker nannten die Einschnitte für Lewis viel zu niedrig. Aus der Bankenbranche kamen dagegen erneut heftige Proteste gegen den Eingriff der Regierung. Der Sprecher der Bank of America sagte: "Herr Lewis hatte das Gefühl, dass es nicht im besten Interesse der Bank of America gewesen wäre, sich mit dem Gehaltskontrolleur zu streiten."
Überzogene Boni gelten als eine der Ursachen der Finanzkrise. Besonders Deutschland macht sich für Begrenzungen stark. Beim G20-Regierungsgipfel wurden vor kurzem neue Regeln vereinbart.
"Bonus-Wächter" Feinberg nimmt aktuell die Vergütungen vieler US-Häuser unter die Lupe, die vom Staat gestützt wurden. Darunter sind auch die Citigroup und der einst weltgrößte Versicherer AIG. Spätestens bis Monatsende will Feinberg seine Urteile gefällt haben.