Bei DaimlerChrysler droht möglicherweise ein weiterer massiver Stellenabbau. Der Aufsichtsrat diskutiert nach Informationen der "Stuttgarter Zeitung" in seiner Sitzung über ein vom Vorstand vorgelegtes Papier, wonach in den kommenden Jahren zusätzlich Tausende von Arbeitsplätzen gestrichen werden sollen. Damit sollten die Kosten weiter gesenkt werden, hieß es.
Während der Stellenabbau bei Daimler-Chrysler bisher auf die deutschen Standorte der Mercedes Car Group beschränkt war, wird dem Bericht zufolge im Aufsichtsrat über die weltweite Personalentwicklung des Daimler-Konzerns beraten. Eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats wollte auf Anfrage am Freitag keine Stellungnahme abgeben. Bei der Sitzung dürfte es zu heftigen Diskussionen kommen, weil die Arbeitnehmerseite weitere Einschnitte verhindern wolle, berichtete die "Stuttgarter Zeitung". Der Gesamtbetriebsrat hatte bereits bei der geplanten Streichung von 8.500 Arbeitsplätzen in den Mercedes-Werken betont, diese vom Vorstand verlangte Kürzung sei nicht nachvollziehbar, eine Begründung fehle
Vertrag schliesst Entlassungen aus
Nachdem der Abbau dieser Stellen bei Mercedes in diesem Herbst schleppend angelaufen ist, dürfte die Forderung des Vorstands nach weiteren Einschnitten im Planungszeitraum 2006 bis 2008 auf erheblichen Widerstand stoßen. Der im vergangenen Jahr abgeschlossene Vertrag Zukunftssicherung 2012 schließt bis zum Ende der Laufzeit Entlassungen aus. Daimler-Chrysler hat weltweit rund 390.000 Mitarbeiter.
Allerdings sei noch offen, ob der Aufsichtsrat schnell eine Entscheidung treffen oder diese ins nächste Jahr verschieben werde, berichtete das Blatt. Ein Unternehmenssprecher sagte nach dem Zeitungsbericht, solche Pläne zu einem weiteren Personalabbau seien "absolut kein Thema".
Kein Zusammenhang mit Führungswechsel
Die Diskussion über die neuen Kürzungspläne steht in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Wechsel an der Konzernspitze. Dieter Zetsche wird zum Jahreswechsel zusätzlich zu seinem Spitzenposten bei der Mercedes Car Group von Jürgen Schrempp auch die Führung des Gesamtkonzerns übernehmen. Bereits in den vergangenen Monaten hat er die wichtigsten Fäden in der Hand gehalten, weil Schrempp sich gemäß der vereinbarten Arbeitsteilung mit Zetsche bei allen Fragen, die die Zeit nach dem Jahreswechsel betreffen, zurückgehalten hat. Bereits in den vergangenen Wochen war spekuliert worden, dass nach dem Wechsel an der Spitze auch ein Stellenabbau in der Konzernzentrale geprüft werde.
Ein Beratungsunternehmen soll dem Bericht zufolge moniert haben, dass die Zentrale mit ihren 14.300 Mitarbeitern für den heutigen Zweck überdimensioniert sei. Sie sei unter ganz anderen Voraussetzungen errichtet worden. Dem Vernehmen nach sehe der jetzt vorgelegte Sparplan auch Kürzungen in der Nutzfahrzeugsparte vor, die bisher von Einschnitten verschont blieb, weil insbesondere das Geschäft mit schweren Lastwagen gut gelaufen sei, berichtete das Blatt. Vom kommenden Jahr an werde jedoch eine Abschwächung der Branchenkonjunktur erwartet.