Die Weltwirtschaft wird sich in diesem Jahr nach Einschätzung führender Wirtschaftsexperten von ihrem Tief etwas erholen. Die leichte Zunahme könnte jedoch durch einen Irak-Krieg zunichte gemacht werden, da die USA als Motor ausfielen, hieß es am Donnerstag zu Beginn des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Bis zum nächsten Dienstag treffen sich in dem Schweizer Wintersportort mehr als 2.000 hochrangige Politiker und Wirtschaftsführer zum Gedankenaustausch. Das Treffen findet unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Es handele
sich leider um eine amerikanische Geschichte, sagte der Chefvolkswirt von Morgan Stanley, Stephen Roach, auf einer Eröffnungsveranstaltung. «Wir haben eine Menge Risiken vor uns», erklärte die amerikanische Wirtschaftsexpertin Gail Fosler. Wenn sich durch einen Irak-Krieg etwa die Ölpreise verdoppelten, könnten auch die von US-Präsident George W. Bush angekündigten Steuererleichterungen diesen Schlag für die Wirtschaft nicht auffangen. Jürgen von Hagen, Volkswirtschaftsprofessor aus Bonn, sieht auch in Deutschland noch keinen Durchbruch, trotz der angekündigten Reformen. «Vielmehr besteht die große Chance, dass wir eine Menge Ausschüsse und Berichte, aber kaum viel mehr bekommen.» Auch der starke Euro werde die Ausfuhren aus der EU erschweren.
Dagegen sind
führende Manager internationaler Unternehmen zuversichtlich, was ihre geschäftlichen Aussichten betrifft. Die Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers veröffentlichten am Donnerstag eine Umfrage, nach der drei Viertel von rund 1.000 Unternehmenschefs (Chief Executive Officers) in Europa, Asien und in den Ländern Amerikas für ihr Unternehmen einen positiven Verlauf 2003 erwarten.
«Unsere Untersuchung zeigt, dass die Manager auf den gegenwärtigen Märkten neue Chancen sehen und sich dafür gut positioniert haben», erklärte der Geschäftsführer des Unternehmens, Samuel DiPiazza. Während 58 Prozent davon ausgehen, dass sie ihre Gewinnziele erreichen, wollen 31 Prozent sie sogar übertreffen.
Das Treffen
in dem Schweizer Wintersportort mit dem Motto «Vertrauen schaffen» steht ganz unter dem Eindruck der weltweiten Konjunkturflaute und eines drohenden Irakkriegs. Am Sonntag wird US-Außenminister Colin Powell erwartet, einen Tag bevor die UN-Kontrolleure ihren Irak-Bericht vorlegen werden. Für Samstag ist in Davos eine Protestdemonstration geplant.
Der ehemalige
deutsche Finanzminister Oskar Lafontaine sprach sich auf einer Gegenveranstaltung in Davos für einen neuen Ordnungsrahmen für die Weltwirtschaft aus. «Nur wenn sich die Industrienationen zusammen finden, um die Voraussetzung für eine gerechtere Weltwirtschaft zu schaffen, kann die Macht der Multis und der internationalen Unternehmen gebrochen werden», sagte Lafontaine.