Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat im Zusammenhang mit der jüngsten Prüfung des Finanzierungsgeschäftes im Falle des britischen Unternehmens Boxclever Unterlagen an die Staatsanwaltschaft Düsseldorf weitergeleitet, teilte die WestLB am Mittwoch mit.
WestLB will kooperieren
Die Staatsanwaltschaft werde nunmehr zu prüfen haben, ob sich aus den Unterlagen ein möglicher strafrechtlicher Anfangsverdacht ergebe. „Die Bank wird bei der Aufklärung des Sachverhalts umfassend mitwirken,“ kündigte die WestLB an. Nach bisheriger eigener Prüfung gehe die Bank davon aus, dass es keine strafrechtlich relevanten Sachverhalte gebe. Bei der BaFin war zunächst niemand für eine nähere Stellungnahme zu erreichen. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf konnte den Eingang der BaFin-Unterlagen zunächst nicht bestätigen.
Vorstands-Chef Sengara musste gehen
Die WestLB hatte sich am Montag von ihrem bisherigen Chef Jürgen Sengera getrennt, der aufgrund von Milliardenverlusten und harscher Kritik der BaFin wegen mangelnder Kontrolle von riskanten Transaktionen im Beteiligungsgeschäft seinen Posten räumen musste. Zudem hatte es auch Differenzen mit den Anteilseignern über die künftige Strategie der Bank gegeben.
Stolpert Saunders über Boxclever-Abschreibungen?
In Kreisen der Bank hatte es außerdem geheißen, die WestLB wolle sich auch von der Investmentbankerin Robin Saunders trennen, ihr drohe sogar eine fristlose Kündigung. Saunders gilt als verantwortlich für WestLB-Abschreibungen in dreistelligen Millionenhöhe im Zusammenhang mit dem von ihr betreuten britischen Fernseh-Vermieter Boxclever. Die BaFin hatte die Sonderprüfung eingeleitet, weil die WestLB-Bankerin für die Vermittlung von Krediten offenbar mit besonders günstigen Aktien der betreffenden Firmen belohnt worden war. Das Interesse der Prüfer galt auch der Frage, ob die Risikovorsorge für die teilweise hochriskanten Geschäfte von Saunders und die Kontrolle ihrer Tätigkeiten ausreichend war.
Vorsteuerverlust fast verdoppelt
Die WestLB hatte im Mai wegen der Abschreibungen überraschend einen Vorsteuerverlust für 2002 von rund 1,7 Milliarden Euro bekannt gegeben. Ende Februar war noch von einem Verlust in Höhe von rund einer Milliarde Euro die rede gewesen. Das Institut ist seit Ende August 2002 eine 100-prozentige Tochter der Landesbank NRW, die wiederum zu 43,2 Prozent dem Land gehört. Jeweils 16,7 Prozent liegen beim Rheinischen sowie bei Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverband. Weitere 11,7 Prozent halten jeweils der Landschaftsverband Rheinland und der Landschaftverband Westfalen-Lippe.