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Gewinner des Bahnstreiks Reisende stürzen sich auf Fernbusse

Die Fernbusanbieter nutzen den Lokführerstreik, um sich als Alternative zur Bahn fest zu etablieren. Trotz gestiegener Preise buchen die Reisenden alles weg, was zu kriegen ist.
Von Daniel Bakir

Irgendwann, so sagt einem zumindest der gesunde Menschenverstand, wird dieses absurde Streiktheater bei der Bahn ausgestanden sein. Die Züge werden wieder normal fahren oder zumindest nur mit der normalen Verspätung. Einige Kunden dürfte die Bahn aber auf Dauer verloren haben. Bereits während des letzten Wochenendstreiks nutzten Zehntausende erstmals die Konkurrenz von der Straße.

Fernbusse waren bis dahin vor allem was für junge Leute mit wenig Geld. Durch den Streik werden sie zu einer angesehenen Alternative für jedermann. "Wir sind nicht schadenfroh, weil viele Leute unter dem Streik leiden", sagt MeinFernbus-Sprecher Gregor Hintz. "Aber wir nutzen den Streik um neue Kunden zu gewinnen, die wir auch halten wollen."

Kapazitäten massiv aufgestockt

Neukunden wird es in den kommenden Tagen zuhauf geben. Bereits kurz nach der gestrigen Streikankündigung explodierten die Buchungen. "Wir hatten viermal so viele Buchungen wie an einem normalen Dienstag", berichtet Hintz. Er geht davon aus, dass sein Unternehmen an jedem der Streiktage mindestens viermal so viele Fahrgäste wie sonst befördert. Bei den ADAC-Postbussen erwartet man 50 Prozent mehr Fahrgäste. Und auch Flixbus rechnet damit, dass die Zahl vom Oktober-Streik nochmal getoppt wird - damals verzeichnete der Anbieter 30 Prozent mehr Fahrgäste.

Um die Massen zu transportieren, mobilisieren die Fernbusanbieter alles was vier Räder hat. Allein MeinFernbus setzt zu den 308 grünen Bussen, die normalerweise unterwegs sind, weitere 60 bis 70 Busse von Partnerunternehmen ein. Mindestens 100 zusätzliche Fahrten bietet das Unternehmen pro Streiktag. Auch andere Anbieter setzen auf Zusatzbusse und Doppeldecker, um möglichst viele Fahrgäste mitzunehmen. Die Zusatzfahrten werden vor allem zwischen den Metropolen angeboten.

Kurzfristige Schnäppchen möglich

Schnäppchen gibt es wegen der großen Nachfrage aber kaum. Da sich der Preis nach Verfügbarkeit richtet, sind die günstigen Tickets größtenteils längst weg. Wer noch auf eine günstige Fahrt spekuliert, sollte aber die Augen offen halten und öfter mal die Seiten der Anbieter oder Vergleichsseiten wie busliniensuche.de oder fernbusse.de checken: Es könnten kurzfristig zusätzliche Fahrten angeboten werden.

MeinFernbus sagt, dass dann das gleiche Preissystem greift, wie sonst auch. Bedeutet: Die ersten Plätze sind günstig zu haben, dann wird es teurer. "Die Preise für eine Verbindung können daher schwanken", heißt es vom Unternehmen. Flixbus erklärt, dass spontan organisierte Zusatzbusse nur zum Normal- und nicht zum Schnäppchenpreis angeboten werden. Dieser liege aber immer noch etwa 50 Prozent unter dem Bahnpreis.

An den Busbahnhöfen könnte es allerdings ziemlich kuschelig werden. Die Fernbus-Anbieter dürfen nämlich nur die Abfahrtzeiten anbieten, die sie sich haben genehmigen lassen. Das führt zu der absurden Situation, dass die zusätzlichen Busse parallel zu regulären Bussen abfahren müssen, anstatt das Gedränge zu entzerren.

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