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Reiseärger "Furchtbarer Start in den Urlaub": Reisende berichten von Mietwagen-Abzocke und Bahn-Ärger

Reisen mit Hindernissen: Stefanie Seyfried musste beim Mietwagen draufzahlen, David Oehlmann hatte Ärger mit der Bahn
Reisen mit Hindernissen: Stefanie Seyfried musste beim Mietwagen draufzahlen, David Oehlmann hatte Ärger mit der Bahn
© privat
Nicht nur Flugchaos verhindert entspanntes Ankommen am Reiseziel: Auch mit Fernbus, Bahn und Nachtzug kann man sich ganz schön herumärgern, wie Reisende berichten. Und: Vorsicht vor Abzockmaschen unseriöser Mietwagen-Anbieter!

Reisende brauchen derzeit stark Nerven. An den Flughäfen herrscht teilweise blankes Chaos: Endlose Schlangen, Flugausfälle und liegen gebliebene Koffer treiben Urlauber in den Wahnsinn. Aber auch mit anderen Verkehrsmitteln kommt man leider nicht immer so stressfrei ans Ziel, wie man sich das vorgestellt hat. Denn: Auch Züge und Fernbusse lassen manchen Reisenden im Stich. Und halbseidene Mietwagenanbieter ziehen ihren Kunden mit zweifelhaften Tricks vor Ort mehr Geld aus der Tasche als vorab vereinbart. Davon berichten Urlauber, mit denen der stern gesprochen hat, in diesem Teil unserer Reiseärger-Serie.

Mietwagen-Abzocke auf Ibiza

Stefanie Seyfried aus Karlsbad freute sich auf einen Freundinnen-Urlaub auf Ibiza. Anfang Juni wollte die 45-jährige Heilpraktikerin am Flughafen ihr vorher gebuchtes Mietauto abholen. 390 Euro für fünf Tage inklusive Vollkasko-Versicherung sollte sie bei einem kleineren, vermeintlich günstigen, Onlineanbieter zahlen. Am Schalter im Flughafen jedoch forderte der Anbieter plötzlich: Sie sollen eine Vollkaskoversicherung abschließen. Dass die schon im Vorhinein gebucht war, stritt er ab: "Der sagte uns, wir müssen das jetzt für 180 Euro nochmal neu buchen, sonst wären wir nicht abgesichert", erinnert sich Seyfried. Der Mann habe Druck aufgebaut, sie und ihre Freundin hätten Angst bekommen, bei Rückgabe im Schadensfall noch viel höhere Kosten zahlen zu müssen.

Kurz hätten sie überlegt, bei einem größeren und viel teureren Mietwagen-Anbieter zu buchen. "Aber der Mitarbeiter sagte uns, dann wäre unser Geld weg." Insgesamt müssen die Freundinnen am Ende 260 Euro mehr zahlen, als anfangs ausgemacht. Statt dem gebuchten Viertürer-Citroen bekommen die beiden einen Zweitürer-Fiat, der kein Wischwasser eingefüllt hat und beim Fahren knackt und ruckelt. "Für mich war das ein wirklich furchtbarer Start in den Urlaub, ich war so wütend", erzählt Seyfried. Eine Masche wie diese, sagt sie, könne einem den ganzen Urlaub verderben. 

Georg Wörnle und Karin Sprinzing auf Mallorca
Georg Wörnle und Karin Sprinzing auf Mallorca
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"Es war schon spät und wir waren auf das Auto angewiesen"

Mit dieser Masche zog der gleiche Mietwagen-Anbieter auch Karin Sprinzing (52) und Georg Wörnle (58) das Geld aus der Tasche. Endlich wieder Mallorca – darauf hatten sich die selbstständigen Fitnesstrainer aus Bayern seit Pandemie-Beginn gefreut. Seit acht Jahren fährt das Paar auf die Insel, es sollte der erste Urlaub seit der Pandemie werden. Als sie jedoch am Schalter ihr gebuchtes Auto abholen wollten, hieß es: Das bekommen Sie nicht. Weil über eine externe Vermittlungsseite gebucht worden sei, müsse ein komplett neuer Vertrag aufgesetzt werden: "Es war schon spät und wir waren auf das Auto angewiesen", erzählt Georg Wörnle. "Um die Uhrzeit kamen wir da nicht weg und die anderen Autovermietungen hatten zu."

Damit sie ihre Urlaubspläne doch noch verfolgen können, stimmten sie widerwillig zu. Der neue Vertrag sah Versicherungen und Extragebühren vor, die das Paar knapp 500 Euro kosteten. Das vor dem Urlaub bezahlte Geld (180 Euro) bekommen sie nicht zurückerstattet. Wörnle erzählt: "Das Rumärgern mit dem Anbieter und dem Online-Vermittler hat uns die komplette Urlaubswoche beschäftigt. Durch E-Mail-Verkehr, Anrufe oder einfach gedanklich." Dass der Mietwagenanbieter im Netz äußerst schlechte Rezensionen aufweist, hat das Paar erst hinterher erfahren. 

Anton Lukow ließ der Flixbus sitzen
Anton Lukow ließ der Flixbus sitzen
© privat

Mit dem Flixbus nach Paris – aber erst am nächsten Morgen

Einmal im Leben den Eiffelturm sehen – für Anton Lukow ein Traum-Städtetrip nach dem gerade bestandenen Abitur. "Ich habe mir die Challenge gesetzt, so billig wie möglich nach Paris zu kommen. Und das 9-Euro-Ticket so weit auszureizen, wie es geht", erzählt der 18-Jährige. Also schultert der Brandenburger am 4. Juni um 6 Uhr Rucksack und Videokamera, mit der er den Städtetrip dokumentieren und bei YouTube hochladen will. Antons Reise ab Berlin führt ihn über Magdeburg, Braunschweig und Bielefeld nach Köln. Doch dann blinkt kurz vor geplanter Abfahrt seines Flixbuses nach Paris um 22:30 sein Handy auf. Eine SMS: "Lieber Flix-Fahrgast", leider fällt deine Fahrt aus." Der nächste Bus soll erst am nächsten Tag um 8:30 Uhr fahren. "Ich war so sauer", erzählt Anton. "Die müssen doch schon vorher gewusst haben, dass der Bus ausfällt." Flixbus sagt dazu auf Anfrage des stern, Fahrgäste würden "so schnell wie möglich" über Fahrplanänderungen informiert. "Wegen kurzfristiger operative Probleme war es uns in diesem Fall leider nicht möglich eine frühere Information an die Fahrgäste zu senden."

In der Nacht kommt Anton bei einem Kölner Freund unter, schläft kaum vier Stunden, um am nächsten Tag pünktlich im Bus zu sitzen. Kurz vor Ankunft in Paris ploppt auch noch eine Unwetterwarnung auf. Und tatsächlich: Als Anton endlich vorm Eiffelturm steht, prasselt der Regen auf ihn ein. Trotzdem strahlt er im Video in die Kamera und erzählt später: "Für den Anblick hat es sich richtig gelohnt." Sogar der ausgefallene Bus? "Besonders der: Dadurch hab ich 20 Euro zurückbekommen." Für 49 Euro hat Anton es nach Paris geschafft. Sein Video hat er auf dem YouTube-Kanal Seox hochgeladen. 

"Bahn-Security und Polizei mussten den Bahnsteig sichern"

Dass der Ansturm auf das 9-Euro-Ticket für den Regionalverkehr auch das Fernstreckennetz der Bahn in die Knie zwingen kann, erfuhr Bahnfahrer David Oehlmann aus Hamburg. Der 29-jährige Social-Media-Redakteur war an Pfingsten nach Köln gefahren, um "Die Ärzte" beim großen Stadionkonzert zu sehen. Doch die Rückfahrt entpuppte sich als Chaostrip. "Den eigentlich gebuchten Zug habe ich verpasst, weil schon die Regionalbahn zum Bahnhof komplett verspätet war. Der nächste hatte über eine Stunde Verspätung." In dieser Zeit füllte sich der Bahnsteig immer bedrohlicher. Fernfahrer, die auf den verspäteten Intercity warteten, trafen auf Horden von 9-Euro-Ticket-Fahrern, die in Regionalbahnen am gleichen Bahnsteig wollten. "Irgendwann musste die Bahn-Security mit Hilfe der Polizei den Bahnsteig absichern und hat keine Leute mehr drauf gelassen", erzählt Oehlmann.

In den nächsten Zug schafft es Oehlmann. Doch der ist natürlich völlig überfüllt – freie Sitzplätze gibt es nicht – und er quält sich nur langsam Richtung Ziel. "Ich bin mit drei Stunden Verspätung in Hamburg angekommen, obwohl ich ohne Umstieg durchfahren konnte." Besonders ärgert ihn, dass er für Hin- und Rückfahrt trotz Bahncard 50 stolze 95 Euro zahlen musste. Sein Fazit: Die Leistung der Bahn sei "sehr verbesserungswürdig".

Wenn der Nachtzug nachts nicht kommt

"Die Italienreise mit meinem Mann ist die erste seit Corona. Die sollte etwas ganz Besonderes werden", erzählt die 53-jährige Angelika Baum (Name geändert). Doch die beginnt vor allem: besonders ärgerlich. "Wir haben den Nightjet von München nach Venedig gebucht." Der Nightjet ist ein Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), der auch Schlafwagen anbietet. Und genau dieser Wagen "wird nicht bereitgestellt", wie die Lehrerin und ihr Mann per SMS am Gleis erfahren. Stattdessen sollen sie nach Salzburg tingeln und von dort aus in den Nightjet mit Schlafwagen steigen, mitten in der Nacht. "Wir standen um Mitternacht in Salzburg und haben Stunden auf den Nachtzug gewartet. Außer uns auch Familien mit kleinen Kindern. Sowas geht doch nicht", sagt die Münchnerin. 

Um 2 Uhr fährt er endlich ein. Mit Schlafwagen. Doch der hat am nächsten Morgen weder Strom noch Wasser. Und damit fällt auch das WC aus: "Keine Toilette in der Früh ist schon speziell", sagt Baum. Aber die Fahrgäste hätte es mit Humor genommen. "Wenigstens ist es kurios und wir haben etwas zu erzählen." Eine Woche genießt das Ehepaar Venedig. Doch dann soll auch noch der Schlafwagen zurück nach München wegfallen. Laut einem ÖBB-Sprecher seien die Komplikationen mit Schlafwagen Einzelfälle, es gebe derzeit  "keine größeren Probleme im Nachtzug-Geschäft. Doch "durch den besonders langen Laufweg von Nachtzügen ist das Reagieren auf Unregelmäßigkeiten jedoch besonders herausfordernd".

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