Finanzkrise Citi-Stütze beflügelt den Dax

Die Investoren atmen auf: Die Hilfe für den angeschlagenen Bankenriesen Citigroup hat europaweit die Bank-Aktien beflügelt und damit die Börsen ingesamt angetrieben. Die Pleite einer der weltgrößten Banken steht nun nicht mehr zu befürchten.

Die US-Regierung eilt der stark angeschlagenen Großbank Citigroup mit einer weiteren Kapitalspritze über 20 Milliarden Dollar (15,8 Milliarden Euro) sowie einer Bürgschaft von bis zu 306 Milliarden Dollar zur Hilfe. Für die Bürgschaft und die Kapitalhilfe erhalte der Staat Vorzugsaktien der Citigroup für 27 Milliarden Dollar mit einer Verzinsung von acht Prozent. Dies geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung des Finanzministeriums, der US-Notenbank, des Einlagensicherungsfonds und der Citigroup hervor.

Die Börsen reagierten geradezu euphorisch. Der Dax stieg im frühen Handel um 3,5 Prozent. Bank-Aktien führten den Index an - allen voran die Hypo Real Estate, die um satte 14,4 Prozent stieg. Commerzbankaktien verteuerten sich um 7,1 Prozent.

Die 20 Milliarden an direkter Kapitalhilfe stammen aus dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket der US-Regierung, aus dem das ehemals größte Bankinstitut der Welt bereits 25 Milliarden Dollar erhalten hat. Die Regierung wolle die Aktien auf Dauer halten, hieß es. Die Zentralbank Fed stehe bereit, alle weiteren Risiken im Anlagenbereich über Kredite ohne Regressforderungen zu übernehmen.

Investoren waren bislang besorgt, dass die vielen unsicheren Kredite bei der Citigroup zu Verlusten werden könnten, wenn die wirtschaftliche Lage noch schlechter wird. Die Aktien der Bank rutschten am Freitag unter vier Dollar. Innerhalb einer Woche hatte die Aktie 60 Prozent ihres Werts verloren. Citigroup hatte im dritten Quartal dieses Jahres einen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar angegeben und damit das vierte Quartal in Folge rote Zahlen geschrieben.

Regierung kontrolliert Bonuszahlungen

Unternehmenschef Vikram Pandit, der erst seit rund einem Jahr den durch die Finanzkrise mit am stärksten betroffenen Finanzkonzern steuert, darf im Amt bleiben. Der 51-Jährige steht jetzt vor der schweren Aufgabe, die Citigroup wieder auf Kurs zu bringen. Zuletzt musste er immer weiter steigende Verluste melden. In zuletzt vier Minus-Quartalen in Folge waren es insgesamt mehr als 20 Milliarden Dollar. Experten erwarten noch mehr rote Zahlen. Wegen der Krise will Pandit rund 75.000 Stellen streichen. Die Mitarbeiterzahl soll damit auf rund 300.000 fallen.

Auch wenn Pandit an der Spitze des Unternehmens bleibt, muss er persönlich eine Kröte schlucken - wie auch das gesamte Management: Jegliche Bonuszahlungen müssen in Zukunft der Regierung vorgelegt werden und von dieser genehmigt werden.

Sollten bei den mit der 306 Milliarden Dollar hohen Bürgschaft besicherten Papieren Verluste auftreten, muss die Citigroup für die ersten 29 Milliarden Dollar selbst gerade stehen. Für weitere Verluste muss die Bank dann nur noch bis zu zehn Prozent aufkommen. Maximal kommt damit auf die Citigroup ein Minus von knapp 57 Milliarden Dollar zu. Den Rest eines möglichen Verlusts müssen dann die US-Notenbank, der Einlagensicherung und das Finanzministeriums tragen. Die drei Institutionen bürgen damit für rund 250 Milliarden Dollar für Ausfälle bei Wertpapieren, die mit Hypotheken besichert sind.

Diese sogenannten Asset Backed Securities (ABS) sind ein Kernproblem der aktuellen Finanzkrise. Da mit diesen die Gefahren der Kredite immer weiter vom jeweiligen Kreditgeber ausgelagert worden, haben die Banken den Überblick über die gesamten Risiken verloren. Zudem konnten die Banken mit vergleichsweise wenig Eigenkapital eine immer höhere Summe an Fremdfinanzierungen stemmen. Diese Blase platzte jedoch mit dem Zusammenbruch des Immobilienmarkts in den USA, da immer neue Kredite dann nicht mehr mit vermeintlich höheren Preisen für die Häuser besichert werden konnten.

DPA/Reuters/AP