Der umstrittene US-Abgeordnete George Santos, der wegen zahlreicher Lügen zu seinem Lebenslauf in der Kritik steht, will bei der Wahl im kommenden Jahr erneut als Vertreter des dritten New Yorker Kongressbezirks kandidieren. "Ich bin stolz darauf, meine Kandidatur zur Wiederwahl für #NY03 bekannt zu geben" postete der Republikaner auf Twitter, begleitet von einem Link zu seiner Webseite für Wahlkampfspenden. "Es geht darum, unser Land zurückzuerobern und New York wieder zu Größe zu verhelfen."
Gegen George Santos laufen mehrere Ermittlungen
Santos hatte seinen Sitz im Repräsentantenhaus bei den Zwischenwahlen im vergangenen November mithilfe von teilweise haarsträubenden Falschangaben über seine Herkunft und seinen finanziellen Hintergrund erlangt. So stellte er sich als Absolvent einer Elite-Universität dar, der eine erfolgreiche Karriere an der Wall Street gemacht und ein Immobilienportfolio angehäuft hatte. Tatsächlich war der konservative Politiker aber gar nicht auf dem College, arbeitete auch nicht, wie behauptet für die Investmentbank Goldman Sachs und den Bankenkonzern Citigroup und hatte in den letzten Jahren Mühe, seine Miete zu bezahlen.
Auch Santos Aussage, er habe jüdische Vorfahren, erwies sich als falsch, ebenso wie seine Behauptungen, er sei ein erfolgreicher Hochschulvolleyballer gewesen und seine Mutter habe die Terroranschläge vom 11. September 2001 im World Trade Center überlebt. Zudem gibt es Fragen zur Wahlkampffinanzierung des Republikaners mit brasilianischen Wurzeln.
Und vor einigen Jahren wurde gegen Santos ermittelt, weil er mit ungedeckten Schecks für tausende Dollar Hundewelpen gekauft haben soll. In einem anderen Fall warf ihm ein US-Veteran vor, Tausende Dollar entwendet zu haben, die bei einer Online-Spendenaktion für eine Operation seines Hundes gesammelt worden waren.
Mittlerweile laufen mehrere Ermittlungen gegen den Hochstapler. Er wird von den örtlichen Staatsanwälten im New Yorker Bezirk Nassau County, dem Ethikausschuss des Repräsentantenhauses und anderen Untersuchungsgremien überprüft.
Santos präsentiert sich als "verlässliche konservative Stimme"
In seiner Wahlkampfankündigung ließ Santos seine Lügen gänzlich unerwähnt. Stattdessen präsentierte er sich als "verlässliche konservative Stimme" und Kämpfer für konservative Prinzipien in Washington und hob seinen Hintergrund als "armer Junge von Einwanderereltern in Queens" und "erster offen schwuler Republikaner, der in den Kongress gewählt wurde", hervor. "Gut ist nicht gut genug, und ich scheue mich nicht davor, alles zu tun, was nötig ist, um die Arbeit zu erledigen", schrieb der Politiker.
Vor seiner Vereidigung Anfang Januar hatte Santos zugegeben, dass er seine Bildungsnachweise und Angaben über seine Berufserfahrung "geschönt" habe. Er bestritt aber, irgendwelche Straftaten begangen zu haben. Forderungen, er solle seinen Sitz aufgeben, ignorierte er und erklärte, die Wähler seines Kongressbezirks in Queens und Long Island sollten darüber entscheiden, ob er bleibt oder geht.
Aus den Reihen der Republikaner kamen nur vereinzelt Rufe nach Santos' Rücktritt. Die Grand Old Party hat nur eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus und ist deshalb auf jede Stimme angewiesen. Dem republikanischen Kammervorsitzenden Kevin McCarthy wird vorgeworfen, nicht hart genug gegen Santos vorzugehen.
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Große Hoffnungen auf seine Wiederwahl sollte sich Santos allerdings nicht machen. Umfragen zufolge lehnen ihn die Wählerinnen und Wähler in seinem Bezirk über die Parteigrenzen hinweg überwiegend ab, wie der US-Sender CNBC berichtet. Laut der Nachrichtenseite "Politico" erklärten im Januar 78 Prozent der Wahlberechtigten des Bezirks 03, dass sie Santos' Rücktritt wünschen.
Zudem hat der umstrittene Abgeordnete den Berichten zufolge nur wenig Geld in seiner Wahlkampfkasse. Ende März verfügte er seinen Wahlkampfunterlagen zufolge nur über etwas mehr als 25.000 Dollar in bar. Und einen innerparteilichen Konkurrenten hat er auch bereits: Kellen Curry, ein Afghanistan-Kriegsveteran und Student an der Columbia University, der einen Master in Sportmanagement absolviert, hat bereits Anfang des Monats seine Kandidatur für Santos' Sitz angekündigt.
Quellen: George Santos auf Twitter, CNBC, Associated Press, Politico