Globale Rezession Wirtschaftsklima auf dem Tiefpunkt

Seit mehr als 20 Jahren ist die Lage der Weltwirtschaft nicht mehr so negativ beurteilt worden wie zur Zeit. Nach Erkenntnissen des Münchner Ifo-Instituts stehen damit alle Zeichen auf eine weltweite Rezession. Einen Hoffnungsschimmer gebe es aber in den USA.

Der globalen Wirtschaft steht nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts eine nachhaltige Rezession bevor. Das Weltwirtschaftsklima sei im vierten Quartal auf 60,0 Punkte und damit den tiefsten Stand seit mehr als 20 Jahren gesunken, teilte das Institut am Donnerstag mit.

Vor allem die Einschätzung der gegenwärtigen Lage habe sich deutlich eingetrübt. Aber auch für die kommenden sechs Monate wird kaum noch mit einer Erholung gerechnet, hier lag der Index ebenfalls auf dem tiefsten Niveau seit über 20 Jahren. "Weltweites Problem Nummer eins ist die mangelnde Nachfrage", sagte Ifo-Experte Gernot Nerb der Nachrichtenagentur Reuters.

USA: Silberstreif am Horizont

Nicht nur die großen Wirtschaftsregionen Nordamerika, Westeuropa und Asien sind von der Abkühlung des Wirtschaftsklimas betroffen, auch in Mittel- und Osteuropa, Russland, Lateinamerika und Japan trübte sich die Stimmung ein. In Westeuropa verschlechterten sich die Lageeinschätzungen kräftig, besonders stark in Spanien, Italien, Belgien und Irland. Das Wirtschaftsklima liegt hier bei 51,2 Punkten und damit niedriger als in Nordamerika und Asien.

Ein Hoffnungsschimmer sei allerdings in den USA auszumachen: Zwar schätzen die befragten Experten die gegenwärtige Lage schlechter ein als im Sommer. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich dagegen wieder verbessert. "Die USA sind hier Vorreiter", sagte Nerb.

Konjunkturprogramm hilfreich

Für eine Trendwende seien wohl Konjunkturprogramme nötig, welche die Geldpolitik unterstützten, sagte Nerb und berief sich dabei auf US-Notenbankchef Ben Bernanke. "Wenn die Wirtschaftspolitik Erfolge zeigt, müssten wir bald erkennen, dass die Erwartungen wieder steigen." Üblicherweise verbessere sich dann die Lage innerhalb von ein bis zwei Quartalen, fügte er an.

An der jüngsten Umfrage nahmen 1001 Experten aus 91 Ländern teil. Das Ifo-Institut arbeitet für die Studie mit der Internationalen Handelskammer in Paris zusammen.

Dämpfer für deutsche Wirtschaft

Nach Einschätzung der Deutschen Bank zeichnet sich die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2008 erneut ein empfindlicher Dämpfer ab. Das schreibt die Notenbank in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Im nächsten Jahr würden dann voraussichtlich die negativen Folgen der Finanzmarktkrise und der realwirtschaftlichen Eintrübung "in ihrer ganzen Tragweite sichtbar".

Insgesamt sind die Konjunkturaussichten nach Einschätzung der Bundesbank derzeit so ungünstig wie schon lange nicht mehr. Zwar sorgten sinkende Rohstoffpreise - etwa für Rohöl und in der Folge auch für Benzin an den Tankstellen - sowie die Abschwächung der Inflation für Entspannung. Dies werde aber nicht ausreichen, "den eingetrübten realwirtschaftlichen Ausblick für die kommenden Quartale merklich aufzuhellen". Private Verbraucher als wichtige Stütze der Konjunktur hielten sich weiterhin zurück. Es herrsche nach wie vor ein ungünstiges Konjunkturklima.

DPA
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