Zwischen Südafrika und den USA droht ein »transatlantischer Handelskrieg«. Dabei geht es nicht um Stahlquoten, Rindfleischhälften oder Agrarsubventionen, sondern ein seit einigen Jahren in Mode gekommenes Gesundheitsgetränk: den südafrikanischen Rooibos-Tee. Seit er auch von Models und Sportlern geschätzt wird, kennt die Nachfrage nach dem tanninfreien, goldroten Kräutertee kaum noch Grenzen. Ein Namensstreit droht das blühende Geschäft der Teepflanzer vom Kap nun jedoch im wichtigen Exportmarkt USA auszubremsen.
Exklusivrechte seit 1992
Denn das in Dallas ansässige US-Importhaus Burke International hat sich den Namen »Rooibos« schon vor Jahren gesichert und gesetzlich schützen lassen. Es macht damit Exklusivrechte geltend, die in den USA Import und Vermarktung von Rooibos-Tee durch andere Importeure unter diesem Namen ausschließen. »Rooibos mag in Südafrika ein originaler Name sein, aber als ich 1992 den Namen vermarktet habe, kannte ihn niemand in den USA. Wir haben ein Vermögen in die Rooibos-Werbung gesteckt und in den USA einen Markt für das Produkt geschaffen«, beschied Handelshaus-Eigentümerin Virginia Burke Watson südafrikanische Fragesteller. Südafrika könne nach eigenem Ermessen seinen Tee in die USA importieren, solange er nicht Rooibos heißt.
Geschützte Ursprungsbezeichnung
Wenige Tage vor dem Beginn des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg - bei dem eines der Reizthemen die Globalisierung sein wird - hat diese Haltung Empörung ausgelöst. Denn schon in der Vergangenheit haben sich Länder wie Südafrika darüber beschwert, dass ihnen die Industriestaaten heimische Pflanzen und Kräuter bei der Vermarktung streitig machen. Außerdem hat Südafrika selbst gerade nach langem Tauziehen mit der Europäischen Union einen Handelsstreit um geschützte Ursprungsbezeichnungen für Weinprodukte wie Portwein, Ouzo, Sherry, Grappa oder Champagner verloren.
Enormer Wachstumsmarkt
Südafrikas Vermarktungsgesellschaft Rooibos Limited Clanwilliam hat daher in den USA rechtliche Schritte eingeleitet und sich an die Regierung in Pretoria gewandt. Die prüft nun mögliche diplomatische Schritte. Immerhin steht einiges auf dem Spiel. Jährlich machen Rooibos-Teeprodukte in den USA rund 120 Millionen Rand (12 Mio Euro) aus. Rund 40 Prozent der Ernte gehen jedoch nach Deutschland und Japan als den am schnellsten wachsenden Exportmärkten. Das schon bei den Khoisan (Buschmännern) als gesundheitsförderlich bekannte Getränk hat bei den deutschen Teetrinkern im vergangenen Jahr mit zweistelligen Zuwachsraten auf 1.450 verkaufte Tonnen zugelegt.
Wundertee mit sagenhafter Wirkung
Der Aufsteiger-Tee mit dem feinwürzigen Aroma ist vom Geschmack her schwarzem Tee nicht unähnlich und kann auf einen enorm hohen Mineraliengehalt mit über 200 Einzelsubstanzen verweisen - neben Eisen, Kalium, Kalzium, Natrium, Magnesium und Fluorid auch Mangan, Zink und Kupfer. Glaubt man seinen Fans, dann heilt er einfach alles: Von Übelkeit und Verstopfung über Asthma, Heuschnupfen, Depressionen bis zum erhöhten Blutdruck oder Schlaflosigkeit. Er wird wie normaler Tee zubereitet oder als Basis für Mixgetränke genutzt. Das Besondere des bis zu zwei Meter hoch wachsenden, ginsterähnlichen Rotbusches (so die Übersetzung des Namens Rooibos): Er wächst nur rund um den 250 Kilometer nördlich Kapstadts gelegenen Ort Clanwilliam sowie die 1830 vom deutschen Missionar Johann Leipoldt angelegte Stadt Wupperthal.