Der Preisanstieg hat sich in Deutschland zum Jahresbeginn unerwartet stark fortgesetzt. Preiserhöhungen bei Strom und Gas sowie teurere Lebensmittel hielten die jährliche Inflationsrate im Januar mit 2,7 Prozent auf hohem Niveau, berichtete das Statistische Bundesamt auf Basis einer ersten Schätzung. Im Dezember 2007 hatte die Preissteigerung noch 2,8 Prozent betragen. Obwohl der Mehrwertsteuereffekt wegfiel, der im vergangenen Jahr die Rate nach oben getrieben hatte, schwächte sich die Teuerung so nur leicht ab.
Im Vergleich zum Vormonat sanken die Preise um 0,3 Prozent - allerdings hatten Experten mit Rückgängen zwischen 0,5 und einem Prozent gerechnet. 2007 hatten teure Energie und Nahrungsmittel die Inflation mit 2,2 Prozent auf den höchsten Stand seit 13 Jahren getrieben.
Europäischer Höchststand seit sieben Jahren
In der Europäischen Währungsunion mit 15 Ländern erreichte die Inflation im Januar den höchsten Stand seit Mai 2001: 3,2 Prozent habe sie laut Europäischem Statistikamt Eurostat im Januar betragen. Im November und Dezember 2007 hatte sie jeweils 3,1 Prozent betragen.
Die Inflationsrate in Deutschland und in den Ländern des Euro-Raumes liegt damit deutlich höher als die Warnschwelle von zwei Prozent. Bei Werten über dieser Marke sind die Preise nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mehr stabil.
Schätzung auf Prognosen gestützt
Für Deutschland erklärte ein Statistiker die Entwicklung damit, dass es im Januar 2007 nach Erhöhung der Mehrwertsteuer keine exorbitanten Preissteigerungen gegeben habe. Deshalb sei jetzt kein entsprechend hoher Rückgang zu sehen. Zum Jahresbeginn 2007 war die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent gestiegen. Zudem habe sich im Januar der Preisauftrieb bei Lebensmitteln fortgesetzt. "Viele Stromversorger haben zum 1. Januar die Preise für Strom und Gas erhöht", erklärte der Statistiker. Benzin sei dagegen im Januar kaum teurer geworden. Preisdämpfend habe der saisonübliche Preisrückgang bei Pauschalreisen gewirkt, die nach den Weihnachtsferien billiger wurden.
Die Schätzung des Statistischen Bundesamtes basiert nicht auf den üblichen Ergebnissen aus sechs Bundesländern, die ihre Zahlen für Januar bislang noch nicht veröffentlicht haben. Stärker als sonst ist auf Prognosen gestützt. Daher könnte es noch zu Revisionen kommen, teilte das Bundesamt mit. Das endgültige Ergebnis für Januar veröffentlicht das Amt am 29. Februar.