Ein Mann, ein rotes Sofa, ein zugefrorener See – das stern-Foto von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad von 2003 gehört zu den ikonischsten Aufnahmen des am Samstag verstorbenen Self-Made-Milliardärs. Für die Reportage "Ikea: Wie der Möbelgigant wirklich funktioniert – Ein Mann vermöbelt die Welt" gelang es Fotograf Hans-Jürgen Burkard, den als extrem öffentlichkeitsscheu geltenden Schweden davon zu überzeugen, auf dem zugefrorenen See Möckeln in der Provinz Småland Platz zu nehmen – auf einem "Klippan"-Sofa, einem der Bestseller des Einrichtungsimperiums.
Burkard erinnert sich zurück – und erzählt die Geschichte hinter dem Bild:
Ikea-Gründer Ingvar Kamprad auf dem roten Sofa
"Ein längeres Interview oder gar ein Fotoshooting mit Ingvar Kamprad zu bekommen, war schwer bis unmöglich. Die PR-Abteilung von Ikea hatte keine große Lust, dass der Firmengründer zum Gegenstand einer Berichterstattung wird.
Anfang der 2000er eröffnete Ikea seine erste Filiale in Russland. Meine Kollegin Katja Gloger und ich waren dort als Korrespondenten akkreditiert und hatten einen guten Kontakt zum Russlandchef von Ikea. Von ihm erfuhren wir, dass Ingvar Kamprad seinem neuen Markt einen Besuch abstatten wollte. Der Russlandchef sagte: 'Ich mache euch miteinander bekannt, und der Rest liegt an euch.' Kamprad und ich haben uns gut verstanden und irgendwann fragte ich ihn, ob ich ihn auf seinem Heimathof in Agunnaryd porträtieren könne.
Wegen seiner Angst vor Entführungen seiner Familienmitglieder war Kamprad dagegen, er schlug als Location aber den See vor, an dem er in jüngeren Jahren immer geangelt hatte. So kamen wir an den zugefrorenen Möckelnsee in Småland, in eine wahre Winterlandschaft.
Die ganze Aktion musste unter großer Geheimhaltung ablaufen, weil das Ikea-Marketing nichts davon erfahren durfte. Reporterin Katja Gloger gab sich als meine Assistentin aus, denn Kamprad wollte Journalisten kein Interview geben. Ein Freund des Ikea-Gründers organisierte für das Shooting heimlich das 'Klippan'-Sofa mit dem markanten roten Bezug, ich wollte auf den Fotos eine Verbindung zu seinem Unternehmen herstellen. Kamprad nahm darauf Platz und ich musste mich beeilen, weil die Kamera-Akkus wegen der Kälte schnell schlapp machten. Nach den Aufnahmen fuhren wir mit dem Ikea-Chef in seinem VW in die Zentrale, es gab Gebäck und wir führten doch noch ein sehr, sehr langes Gespräch.
Kamprad selbst fand das Foto übrigens sehr gelungen, zu seinem Geburtstag habe ich ihm einen großen Abzug geschickt. In den Jahren darauf bekam ich zu Weihnachten immer eine handgeschriebene Karte von ihm."