Alte Schinken und antike Möbel, der Nachlass von Marlene Dietrich oder die Gitarre von John Lennon: Das sind Objekte, die man sich im auf einer Versteigerung vorstellt, die bei Christie's oder Sotheby?s unter den Hammer kommen können.
Doch heute sind Auktionen nicht mehr nur eine Sache der Reichen und Schönen. Sie reichen von vier Millionen Artikeln beim Internet-Auktionshaus ebay zum Milliarden-Poker um die neuen UMTS-Lizenzen der Bundesregierung. Jeder kann heute Schnäppchen machen, Kurioses oder Praktisches im Internet ersteigern. Immer vorausgesetzt, er beherrscht die richtige Bietstrategie:
Damit aus einer günstigen Gelegenheit kein teures Vergnügen wird
1. Voraussetzung: eine E-Mail-Adresse, ein wenig Zeit und etwas Geld. Vor der Auktion sollte man sich ein finanzielles Limit setzen, damit der Nervenkitzel einen nicht mitreißt.
2. Anmelden: Nachdem man sich registriert hat, erhält man ein Passwort. Bei einem anonymen E-Mail-Account, muss oft die Kreditkartennummer angeben werden, damit sicherheitshalber Betrüger von vornherein keine Chance haben.
3. Ablauf: Gebote werden online abgegeben. Wenn Sie den Zuschlag erhalten, werden Sie per Mail informiert. Dann setzen Sie sich mit dem Anbieter in Verbindung, um Versandbedingungen und Bezahlung auszuhandeln.
Alles ist käuflich im größten Kaufhaus der Welt
Wer diese Spielregeln befolgt, kann loslegen. Nichts ist unmöglich im größten Kaufhaus der Welt und alles ist käuflich! Zum Beispiel die Seele eines 20-jährigen Amerikaners. »Bitte beachten Sie, dass ich keine Garantie für den Zustand meiner Seele gebe. Im Moment ist sie in tadellosem Zustand mit nur leichten Kratzern«, notierte er in der Beschreibung. Immerhin 400 Dollar brachte die Auktion bei eBay. Einige bedauernswerte Nutzer versuchen sogar, Leber und Niere zu verhökern oder ihre Jungfräulichkeit.
»Einen Haufen Dreck« für 100.000 Mark
Auch modetechnisch bleiben im Web keine Wünsche offen. In einer verlassenen Bergarbeiterstadt im US-Bundesstaat Nevada wurde eine alte Jeans in »einem Haufen Dreck« gefunden. Es handelte sich um die vermutlich älteste Jeans der Welt: eine 120 Jahre alte Levi-Strauss, die zum Zeitpunkt ihrer Fertigung gerade mal einen Dollar wert war. Bei der Versteigerung des US-Auktionshauses Butterfield kam sie für 46.532 Dollar unter den Hammer. Das nennt sich Wertsteigerung!
Besonders beliebt: Promi-Klos
Um ein exquisites Mode-Stück der ganz anderen Art, ging es bei einem Artikel, der bei Sotheby?s versteigert wurde: Robbie Williams trennte sich nicht nur von seiner motorisierten, handsignierte Toilette, sondern auch von seinem Slip. Das schwarze Etwas mit Tigerkopfmotiv brachte 1.200 Mark, die Schüssel satte 3.000. Zum Vergleich: Das blaue Kunststoff-Toilettenhäuschen, das Verona Feldbusch für ihren eintägigen Besuch im Big-Brother-Container mitbrachte, wurde im Internet für 24.000 Mark versteigert. Armer Robbie!
313.000 Mark für Maggies Handtasche
Der absolute Renner in Sachen Mode aber war nicht etwa ein Designerkleid von Karl Lagerfeld, sondern die Handtasche von Maggie Thatcher. Bei einer Versteigerung von Promi-Handtaschen kam sie auf einen Preis von 313.000 Mark. Für die Zebrafell-Abendtasche der aktuellen britischen First Lady, Cherie Blair, wurden dagegen nur 205 Pfund geboten.
Teurer Rasen
Weitere Schnäppchen im Netz: Popstar George Michael legt 4,65 Millionen Mark für das Steinway-Klavier hin, auf dem John Lennon seinen Hit »Imagine« komponierte. Und das Internet-Auktionshauses QXL versteigerte ein Stück Rasen für 64.000 Mark. Natürlich nicht irgendein Grün, sondern das erste legendäre Stück Rasen des Wembley-Stadions. Dem Nationalheiligtum, wo 1966 das Endspiel stattfand, über das sich Engländer und Deutsche noch heute streiten.
Es gibt auch Schattenseiten
Natürlich werden nicht nur Liebhaber-Stücke oder Einzelteile im Internet angeboten. Auch Verbotenes wie Hitlers Buch »Mein Kampf« oder Kinderpornos wechseln bei Yahoo! den Besitzer. Bei der großen Zahl an Angeboten rutscht halt immer wieder 'mal ein Stück durch die durchaus strengen Kontrollen der Betreiber. Natürlich entschuldigte sich Yahoo nachträglich für die Versteigerung des Hitler-Buches und verschärfte die Sicherheitsbestimmungen. Aber so ist es nun einmal: Versteigerungen im World Wide Web sind eben gerade deswegen so gefragt, weil man dort Dinge kaufen kann, die sonst nirgends erhältlich sind. Einen kompletten Überblick über Internet-Auktionen findet man auf den Seiten der Auktions-Zentrale.
Sohad Khaldi