KIRCH GRUPPE Murdoch mag nun doch nicht

Murdoch will sich offenbar im Herbst tatsächlich aus dem verschuldeten Kirch-Sender Premiere zurückziehen. Damit wird eine deutsche Bankenlösung für Kirch immer wahrscheinlicher.

Bei der Veröffentlichung der Zahlen für seines Konzern News Corp. in Sydney ließ Rupert Murdoch eine kleinere Bombe platzen: Er will statt der im Oktober möglicherweise fälligen Zahlung der Kirch-Gruppe von 1,7 Milliarden Euro keine weiteren Anteile an dem defizitären PayTV-Sender »Premiere« akzeptieren. Der Konzern ist über seine Tochtergesellschaft BSkyB mit rund 22 Prozent an dem Kirch-Sender Premiere beteiligt und hat im Oktober die Möglichkeit, sich gegen Zahlung von rund 1,7 Milliarden Euro aus diesem Engagement zurückzuziehen.

Murdoch will Bares

Murdoch hatte in der Vergangenheit mehrmals bekräftigt, diese Option ausüben zu wollen. Die mit rund sechs Milliarden Euro verschuldete Kirch-Gruppe muss in den nächsten Monaten mehrere Großkredite zurückzahlen, so dass ein Zahlungsengpass droht. Murdoch war ein Interesse an der Übernahme der Kontrolle bei Premiere oder sogar der ganzen Kirch-Gruppe nachgesagt worden. »Wir sind an einem Tausch der Zahlungsverpflichtung für Anteile nicht interessiert, ganz bestimmt nicht bei dem PayTV-Sender im Moment«, sagte Murdoch in Sydney.

Keine Lust mehr auf 'politische Probleme'

Für ihn ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass er seinen Anteil an der Produktions- und Rechtegesellschaft KirchMedia AG, die die Senderfamilie ProSiebenSat.1 kontrolliert, aufstockt. »Es ist so eine große Summe, dass uns das wahrscheinlich die Kontrolle über das freiempfangbare Fernsehen verschaffen würde und das ergäbe mit Sicherheit politische Probleme«, sagte Murdoch. In Deutschland waren Bedenken gegen einen Einstieg Murdochs, der den britischen Zeitungsmarkt kontrolliert und mehrere US-TV-Sender besitzt, in den deutschen Fernsehmarkt laut geworden.

Chancen für die Dresdner Bank

Nach Presseberichten erwägt nun auch die Dresdner Bank eine Gegenofferte für den 40-Prozent-Anteil, den die hoch verschuldete Mediengruppe Kirch am Axel Springer Verlag hält. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Financial Times Deutschland (FTD) übereinstimmend in ihren Mittwochausgaben berichten, reagiert die Dresdner Bank damit auf das Angebot der HypoVereinsbank. Diese will Finanzkreisen zufolge gut eine Milliarde Euro für das Springer-Paket zahlen, was die mit rund sechs Milliarden Euro verschuldete Kirch-Gruppe vorerst von drohenden Zahlungsengpässen befreien würde.

Deutsche Bank doch nicht interessiert

Nach Informationen der FTD ist die Deutsche Bank dagegen offenbar nicht an einem Kauf des Springer-Pakets interessiert. »Das ist absoluter Unsinn, wir planen kein Angebot«, wird ein Sprecher der Deutschen Bank zitiert. Die Deutsche Bank hat einen Kredit über rund 700 Millionen Euro an die Kirch-Gruppe vergeben, der mit dem Springer-Paket besichert ist.