KONJUNKTUR Luxemburger Wirtschaft muss Stellen streichen

Ein Novum für den Kleinstaat, doch die weitgehend von den Geschäften internationaler Banken abhängige Wirtschaft leidet unter der Krise auf den Finanzmarkt besonders.

Der Bankenplatz Luxemburg steht nach Angaben des Chefs der Luxemburger Bankenvereinigung (ABBL), Lucien Thiel, erstmals in seiner Geschichte vor größeren Stellenstreichungen. Die weitgehend von den Geschäften internationaler Banken abhängige Wirtschaft leidet unter der Krise auf den Finanzmarkt besonders, sagte Thiel. »Nach Jahren des Beschäftigungswachstums stellt der Finanzsektor erstmals kein Personal mehr ein oder baut sogar Stellen ab«, stellte er fest.

Deutsche Banken betroffen

»Wir haben noch keine Katastrophe, müssen aber sehen, ob hinter den konjunkturellen vielleicht sogar strukturelle Probleme stecken.« Wie Thiel meinte, betrifft der Stellenabbau fast ausschließlich deutsche Banken. »Jüngstes Beispiel ist die Dresdner Bank, die einen Sozialplan für 50 Angestellte vorgelegt hat«, berichtete Thiel. Von den etwa 36.000 Beschäftigen in Luxemburgs Finanzsektor seien 300 bis 400 Stellen betroffen, sagte Thiel.

Andere haben strukturelle Probleme hinter sich

Nach seiner Beobachtung haben andere Banken zum Beispiel aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden den Strukturwandel bereits hinter sich. »Sie sind besser gerüstet für das momentane schlechte Umfeld«, meinte Thiel. Diese Institute hätten Töchter ausgegliedert und Mitarbeiter dort eingestellt.

Kritik an Wirtschaftsstatistikern

Weil aber »die Börsen kaputt sind« und die Wirtschaft des Landes besonders abhängig vom Bankgeschäft sei, müsse Luxemburg seine Wachstumserwartungen korrigieren. Thiel kritisierte die Wirtschaftsstatistiker des Landes, die das Wachstum für 2001 zunächst mit 5,7 Prozent angegeben hatten, dann auf 3,5 Prozent korrigierten. Erst in diesem Herbst stellten sie fest, dass das Wirtschaftswachstum 2001 nur noch bei einem Prozent lag.

Staatseinnahmen durch Finanzplatz

Ein Drittel der Staatseinnahmen Luxemburgs kommt nach Darstellung Thiels direkt vom Finanzplatz. »Es muss etwas für die Wirtschaftsstruktur getan werden, damit die Abhängigkeit des Staates vom Finanzplatz verringert wird.« Dabei warnte der Chef der Bankenvereinigung vor einer Aufweichung des Bankgeheimnisses. Kein Steuerfahnder dürfe Zugang zu Konten in Luxemburg haben. »Eine Quellensteuer wäre tragbar, aber keine Kontrollmitteilungen der Banken oder Besteuerungen der Zinserträge«, betonte er.

Bankgeheimnis soll bleiben

In Luxemburg sind nach Angaben der Luxemburger Zentralbank rund 200 Banken tätig, allein 58 stammen aus Deutschland. Ihre Bilanzsumme wuchs im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2000 um 15,8 Prozent auf 817,6 Milliarden Euro.