Lebensmittel "Nutella" des Ostens in der Krise

Nachschubprobleme für "Nudossi"-Fans: Der Hersteller der "Nutella des Ostens", die Spezialitäten Hartmann GbR aus dem sächsischen Radebeul, musste Insolvenz anmelden. Statt in Ostalgie-Läden gibt es die süße Mangelware nur noch bei eBay.

Als "Nutella des Osten" konnte sich die Nussnougat-Creme "Nudossi" aus Sachsen einen Platz bei Leckermäulern in Ost und West gleichermaßen erobern. Der Brotaufstrich gehört neben Vita-Cola, Schlagersüßtafel, Zetti-Knusperflocken und Russisch Brot- Keksen zu den Produkten, die in keinem Ostprodukte-Laden fehlen dürfen. Jetzt stockt der Nachschub für "Nudossi"-Fans: die Spezialitäten Hartmann GbR aus dem sächsischen Radebeul musste Insolvenz anmelden.

Nudossi schon einmal abgestürzt

Nach verheißungsvollem Neustart 1999 ist damit mit der "Nudossi"-Produktion erst einmal Schluss. Schon einmal mussten sich die großen und kleinen Liebhaber der braunen Creme in Abstinenz üben: In den ersten zehn Jahren nach der Wende wurde "Nudossi" nicht produziert, die Kunden griffen lieber zu anderen Brotaufstrichen.

Die beiden Unternehmer Karl-Heinz und Thomas Hartmann - Vater und Sohn - übernahmen 1994 das Unternehmen Vadossi, wo zu DDR-Zeiten "Nudossi" hergestellt wurde. Die Markenrechte an der Ost-Nutella konnten 1998 zurückgekauft werden. Aus dem Stand wurde im ersten Jahr ein Marktanteil von 18 Prozent zwischen Ostsee und Fichtelberg erreicht. Im Schnitt werden jährlich etwa 1300 Tonnen "Nudossi" in die traditionellen Plastikbecher mit dem roten Deckel gefüllt. Mit neuer Rezeptur im Vergleich zu Vorwendezeiten: Der Haselnussanteil stieg auf 36 Prozent.

"Letzte Reserven" auf ebay

Nun ist "Nudossi" wie zu DDR-Zeiten wieder Mangelware. Damals lag es jedoch daran, dass der Rohstoff Kakao schwer zu beschaffen war. Die Süßigkeit kam deshalb nur in die teuren Delikat-Läden, wo es bessere Produkte als in den sozialistischen Konsum- und HO-Läden gab. Clevere Verkäufer beim Internetauktionshaus ebay haben nun eine "eiserne Ration" ins Netz gestellt. Für 300-Gramm-Gläser - beworben als die "vermutlich letzten Reserven" - stiegen die Preise auf 6,25 Euro und damit doppelt so hoch wie der Ladenpreis.

Geschäftsführer Thomas Hartmann kündigte am Mittwoch an, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Verhandlungen zur Absicherung einer Brückenfinanzierung führt. Das Unternehmen hofft - dank der weiter großen Nachfrage und der großen Bekanntheit der Produkte - in der kommenden Woche die Produktion wieder aufnehmen zu können.

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Gudrun Janicke/DPA