Die jüngsten Streiks bei der Lufthansa kosten den Konzern nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag. Die drei Streiktage im Frühjahr hätten die Lufthansa 60 Millionen Euro gekostet, und "die letzten fünf Streiktage haben sicher erneut einen zweistelligen Millionenschaden verursacht", sagte Personalchefin Bettina Volkens der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch. Die Piloten-Vereinigung Cockpit hat seit Ende August fünfmal zum Streik aufgerufen; in einem Fall sagte sie den Ausstand kurzfristig wieder ab.
Nach dem 15-stündigen Streik der Lufthansa-Piloten hat die Fluggesellschaft am Mittwochmorgen wieder den Normalbetrieb aufgenommen. Es blieb bei den 25 schon am Montag abgesagten Flügen, viele davon nach Nordamerika, wie eine Lufthansa-Sprecherin am Mittwoch mitteilte. Mit einem Sonderflugplan konnten 32 Langstreckenflüge durchgeführt werden. Von der Arbeitsniederlegung waren etwa 20.000 Passagiere betroffen. "Aufgrund des Sonderflugplans sollte es uns gelingen, reibungslos in den Normalbetrieb überzugehen", sagte die Sprecherin. Demnach sei die Lage am Frankfurter Flughafen relativ ruhig.
Gesetz zur Tarifeinheit gefordert
Grund für die Streiks ist der festgefahrene Streit um die Übergangsversorgung der Piloten. Sie erlaubt es Piloten bisher, ab dem Alter von 55 Jahren in den bezahlten Frühruhestand zu gehen. Der Konzern will die Altersgrenze erhöhen. Cockpit lehnt dies ab. Volkens bekräftigte in der "Bild"-Zeitung die Gesprächsbereitschaft des Konzerns. Sie sei für Cockpit "rund um die Uhr erreichbar." Doch für Gespräche müsse die Gewerkschaft zu Kompromissen bereit sein, forderte die Managerin. "Das ist derzeit überhaupt nicht der Fall."
Volkens forderte von der Politik "verfassungskonforme Spielregeln, mit denen sichergestellt wird, dass ein Unternehmen nicht ständig von verschiedenen Spartengewerkschaften bestreikt werden kann". Die Politik müsse "schnell handeln". Ein Gesetz zur Tarifeinheit auf den Weg zu bringen, sei wichtig für die deutsche Wirtschaft.
Erster Entwurf auf Eis gelegt
Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, eine neue gesetzliche Regelung zur Tarifeinheit zu finden. Mit dem Gesetz wollen sie den Einfluss kleiner, aber durchsetzungsstarker Gewerkschaften begrenzen. Ein erster Entwurf wurde im Sommer wieder auf Eis gelegt, ein neuer soll im Herbst kommen.
Der Grundsatz der Tarifeinheit regelt, dass in Firmen im Normalfall nur ein Tarifvertrag gilt. Dieser Grundsatz musste 2010 aufgegeben werden, nachdem er in Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichtes für unvereinbar mit Gesetz und Verfassung befunden wurde. Seitdem können in Unternehmen mehrere Tarifverträge nebeneinander bestehen.
Lufthansa fordert Piloten zu Verhandlungen auf
Unterdessen hat die Lufthansa die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Bettina Volkens, Personal-Vorstand der Lufthansa, sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir wollen zunächst einmal mit der Piloten-Gewerkschaft Cockpit verhandeln. Doch für Gespräche muss auch die Gewerkschaft zu Kompromissen bereit sein. Das ist derzeit überhaupt nicht der Fall. Was Cockpit macht, hat mit fairer Sozialpartnerschaft nichts zu tun."
Die Gespräche könnten sofort beginnen. "Wir müssen so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren, am liebsten sofort. Ich bin für Cockpit rund um die Uhr erreichbar", sagte Volkens.