Streik bei der Lufthansa Piloten drohen mit "heißem Herbst"

Der Konflikt der Piloten-Gewerkschaft Cockpit mit der Lufthansa verschärft sich und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Flugkapitäne stellen klar, dass sie in punkto Frührente nicht nachgeben werden.

Der Tarifkonflikt der Piloten mit der Lufthansa spitzt sich zu. Die Flugkapitäne weiten ihre Ausstände auf die lukrativen Fernstrecken der größten deutschen Fluglinie aus. Die Hälfte der während des 15-Stunden-Streiks geplanten Flüge von Frankfurt nach Übersee bleibt am Boden, etwa 9000 Passagiere sind betroffen. Gleichzeitig erhöhen die Piloten den Druck und drohen mit neuen Arbeitsniederlegungen. "Wir werden den Arbeitskampf langfristig durchfechten", sagte Markus Wahl, Vorstand der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit. Möglich sei etwa, den Flugbetrieb der Lufthansa noch länger oder an mehreren Flughäfen gleichzeitig lahmzulegen.

Ein Ende des Tarifkonflikts sei nicht in Sicht. "Es gibt keine Gesprächsebene." Die Lufthansa hingegen appelliert an die Gewerkschaft, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Piloten ringen mit der Konzernspitze um den Erhalt ihrer Frührenten-Regelung. Die Lufthansa sieht sich wegen der harten Konkurrenz nicht mehr in der Lage, die im Branchenvergleich großzügige Vorruhestands-Regelung zu finanzieren.

Chicago, Dubai, Boston: annuliert

Zu Beginn des Streiks um 8.00 Uhr herrschte an den Flugschaltern am Frankfurter Flughafen noch dichtes Gedränge, doch gegen Mittag leerten sich die Hallen. Streikende Piloten selbst sind nicht zu sehen, einzig die vielen von der Lufthansa aufgebauten Getränkestände und einige Reisegruppen, deren Flug abgesagt wurde, deuten darauf hin, dass kein Normalbetrieb herrscht. Pech haben 26 Rentner aus dem kanadischen Vancouver, die nach einer Bootstour durch Russland auf der Heimreise waren und in Frankfurt umsteigen wollten. "Wir wurden umgebucht und hoffen, Donnerstag anzukommen", sagte Reiseleiterin Valerie Strugnell. Ein paar Leute aus der Gruppe seien bereits vor einigen Tagen abgereist und wegen des Streiks bei Air France in Paris gestrandet. "Es geht immer etwas schief, wenn wir reisen", sagte sie lachend. Die Kanadier haben sich aber gut vorbereitet und ein Visum für Deutschland im Pass. Sie dürfen den Terminal verlassen. Für Reisende, bei denen dies nicht der Fall ist, würden Feldbetten im Transitbereich aufgestellt, sagte ein Flughafen-Sprecher.

Insgesamt können 9000 Reisende wegen des Ausstands ihren Flug nicht wie geplant antreten. 25 der 57 geplanten Interkontinental-Verbindungen fallen am Dienstag aus. Die Lufthansa setzt Piloten aus dem Management bei den restlichen Maschinen ein. Damit Flugzeuge und Crews nicht in Übersee steckenbleiben, begann die Fluggesellschaft bereits am Montagnachmittag, Strecken zu annullieren. Da auch für Mittwoch Verbindungen annulliert sind, fallen bei der Lufthansa insgesamt 50 Langstreckenflüge aus. Dass ist schmerzhaft, da die Airline an Interkontinentalflügen gut verdient - im Gegensatz zu Strecken in Deutschland und Europa.

Konflikt eskaliert

Die 5400 Flugzeugführer der Kranich-Airline pochen auf die Beibehaltung ihrer betriebsinternen Frührente. Die Lufthansa kündigte den entsprechenden Tarifvertrag Ende vorigen Jahres. Zudem kämpfen die Piloten gegen eine Ausweitung des Billigangebots der Fluggesellschaft. Eine Beilegung des Streits ist in weiter Ferne. Auch in der jüngsten Verhandlungsrunde habe sich das Tarifangebot der Lufthansa nicht geändert, sagte Cockpit-Vorstand Wahl. "Wenn sich die Lufthansa nicht bewegt, wird es weitere Streikmaßnahmen geben." Nach Aussagen der Lufthansa scheiterten die Gespräche daran, dass Cockpit ein unterschriftsreifes Angebot gefordert habe, statt in die Verhandlungen einzusteigen.

Die Lufthansa wird so häufig von Streiks getroffen wie kaum ein anderes Unternehmen, da sich schlagkräftige Berufsgruppen wie die Piloten zu eigenen Gewerkschaften zusammengeschlossen haben. Die Flugzeugkapitäne streiken nun bereits zum vierten Mal binnen anderthalb Monaten - im April hatten sie sogar drei Tage lang die Arbeit niedergelegt. Davor waren etwa das Bodenpersonal oder die Sicherheitskräfte am Frankfurter Flughafen in Ausstand gegangen. Die Bundesregierung treibt ein neues Gesetz voran, um der Macht der Klein-Gewerkschaften Grenzen zu setzen.

Reuters
yps/Reuters