Das Geschäft mit dem Kaffee aus der Kapsel blüht in Deutschland. Das Flaggschiff der Branche ist immer noch der Nespresso von Nestlé. Der Kaffee aus Alupads wurde zum Kultprodukt. Mit verschiedenen Sorten - sie heißen "Grand Crus" -, exklusiven Geschäften, Clubausweisen. Nespresso hat aus einem schnöden Genussmittel ein Prestigeprodukt mit VIP-Kundschaft gemacht.
Bisher gibt es keine Billigkapseln
Im Vergleich zu Muttis Filterkaffee sind die Kapseln unverschämt teuer. Bei etwa sechs Gramm Kaffee je Kapsel verlangt Nestlé sagenhafte 60 Euro für das Kilo Kapselkaffee. Doch die Kosten hielten den Siegeszug der Kapseln nicht auf. Nur vor Gericht musste Nespresso Niederlagen gegen Nachahmerprodukte hinnehmen. Inzwischen gibt es in vielen Supermärkten Klon-Kapseln.
Nespresso-Fans beteuern, dass die Nachahmer nicht den Geschmack der Originale erreichen, aber viele Kunden stört das nicht. Auffällig ist, dass die Klone nicht besonders billig angeboten werden. Sie sind kaum günstiger als die Originale. Die Hersteller setzen allein auf die Bequemlichkeit von Kunden, die den Einkauf bei Nespresso scheuen. Die VIP-Kapseln gibt es nur im Internetshop von Nestlé oder in speziellen Läden. Die Nachahmer kann man einfach in den Supermarktwagen packen. Da die Nachahmer einfachere Verpackungen benutzen und sich die Kosten für den Kaffee-Hype mit George Clooney und massiver Werbung sparen, nutzen sie den Trittbretteffekt für eine enorme Gewinnspanne.
Nicht mit Nestlé kompatibel
Das ändert sich ab Mittwoch: Dann bietet Aldi Süd ein eigenes neues Kaffeekapsel-System namens "Espressi" an. Diese Kapseln kosten nur etwa die Hälfte des Nespresso-Preises. Technisch ist das Aldi-System dem Nespresso-Verfahren eng verwandt, nutzt aber eigene Maschinen und Kapseln, beide Bestandteile sind nicht mit dem Nestlé-System kompatibel.
Die Aldi-Kapseln sollen nur knapp 19 Cent pro Stück kosten. Zusätzlich muss man eine spezielle Kaffeemaschine für 69,90 Euro kaufen. Sie stammt vom Getränkespezialisten K-fee. Der stellt auch die Geräte für Starbucks her. Für die Aldi-Maschine kann man die teuren Starbucks-Kapseln verwenden, oder eine Starbucks-Maschine mit den günstigen Aldi-Kapseln füttern. Unangenehme Überraschungen wie beim Konkurrenten Lidl, dessen Billig-Kapseln in den Nespresso-Maschinen verschmurgelten, sind bei Aldi nicht zu erwarten. Aldi hat sein System bereits in Australien getestet.
Es geht noch billiger
Der Discounter steigt mit dem eigenen System relativ spät in den deutschen Kapselmarkt ein. Die große Marktmacht der Aldi-Märkte und der einzigartige Preis sollen Espressi dennoch zu einem Erfolg machen. Für Aldi hätte das eine schöne Nebenwirkung: Das eigene Kaffeesystem würde die Kunden auf Jahre fest an ihren Aldimarkt binden.
Durch die Eigenentwicklung spricht Aldi allerdings all die Kunden nicht an, denen der Kauf von Nespresso nur zu aufwändig ist, oder die eine Maschine von Nestlé geschenkt bekommen haben, denen die originalen Kapseln aber zu teuer sind. Weiteres Problem: Für ganz sparsame Genießer gibt es bei Aldi bereits Pads für das Senseo-System. 20 Pads der Hausmarke Zizio kosten 1,59 Euro, ein Pad also etwa 8 Cent. Das ist ein Viertel des Preises von Nespresso und immerhin die Hälfte der Kosten für die neue Aldi-Kapsel.