Ostprodukte Trabi-Duft in Dosen

Die Ostalgie-Welle spült immer neue Produkte auf die Ladentheken. Jüngster Streich ist der Trabi-Abgas-Duft in Dosen.

Den originalen Mief des Zweitakters, der einst das Straßenbild der DDR dominierte, bietet der in Eisenhüttenstadt ansässige "Online-Shop Osthits" an. Mehrere hundert Stück der in Blech eingefangenen Vergangenheit gingen in den ersten zwei Wochen seit dem Verkaufsstart bereits über den virtuellen Verkaufstisch, wie "Osthit"-Firmeninhaber Torsten Jahn mitteilt. Doch die Dosen sind nur ein Produkt des insgesamt rund 2.500 Artikel umfassenden Sortiments, das er und seine Mitarbeiter gegenwärtig im Internet anbieten. Der moderne Online-Shop präsentiert die Waren gut erläutert und bebildert.

"Besser als ihr Ruf"

"Ostprodukte waren besser als ihr Ruf" heißt es auf der Internet-Seite, auf der nahezu alles angeboten wird, was das Herz begehrt, von Nahrungsmitteln über Kosmetik bis hin zu Spielzeug. "Unser absoluter Hit sind derzeit Kinderbücher und DVDs mit DEFA-Spielfilmen und russischen Märchen", verrät Jahn, der eigenen Angaben zufolge 25.000 Kunden hat.

Nicht nur Waren des täglichen Bedarfs, sondern eine große Anzahl von Witzen über Ossis und Wessis sowie eine Pinnwand, an der jeder seine Befindlichkeiten zum Thema hinterlassen kann, gibt es dagegen bei "ostprodukte". Und der "ostprodukte-versand" im sachsen-anhaltischen Tangermünde von Torsten Klipp hat sich vor allem auf Restbestände der NVA spezialisiert. So können Interessierte hier beispielsweise Uniformteile, Medaillen und Ehrenspangen ordern. Besonders begehrt dürfte der "Banner der Arbeit" sein, der einst nur für ganz besondere Leistungen verliehen wurde. Und die "kaufhalle-des-ostens" bietet alles, was auch ein gut sortierter Supermarkt in seinen Regalen gestapelt hat. Allerdings stammen die Waren eben ausschließlich aus dem Osten.

Viele Online-Kunden kamen aus dem Osten

So auch im "ossiversand", der im thüringischen Schmölln seinen Sitz hat, sowie im "ossiladen" in Espenhain bei Leipzig. Michael Frühauf ist Chef des 1999 gegründeten Espenhainer Unternehmens, das er als "Versandhaus und Kaufhaus mit einem Angebot an insgesamt rund 1500 ostdeutsche Produkten" bezeichnet. Die Zahl seiner Kunden beziffert Frühauf auf 60.000, wobei rund 85 Prozent in den alten Ländern wohnen. Aus Eintragungen im virtuellen Gästebuch werde deutlich, dass ein großer Teil von ihnen ursprünglich aus den neuen Ländern stamme. In Westdeutschland sind ostdeutsche Artikel wie Spreewälder Gurken, Nudossi, Zetti-Schokoflocken und Senf aus Bautzen noch immer wegen ihres geringen Bekanntheitsgrades nicht zu haben, bestätigt Frühauf auch die Aussagen seiner Kollegen der anderen Online-Shops, die nur zu gern in die Angebotslücke springen.

Mittlerweile betätigt sich der "ossiladen" sogar schon als Zwischenhändler und beliefert Geschäfte beispielsweise in Nordrhein-Westfalen mit dem, was die Menschen im Osten so gern essen und trinken. "Unter anderm fahren wir ganze Paletten mit Vita-Cola, Russisch Brot und Halberstädter Bockwurst an", berichtet Frühauf.

Palettenweise Vita Cola westwärts geschafft

Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke (CDU) verweist in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung der großen Handelsketten, in den alten Ländern noch mehr von dem zu listen, was zwischen Ostsee und Erzgebirge produziert wird. Zugleich spricht sie mit Verweis auf die Ausgangssituation nach der Wiedervereinigung von einem "kleinen Wunder": Mit einem Umsatz von nicht einmal 1,4 Milliarden Euro im Jahr 1991 startete die Ernährungswirtschaft des Bundeslandes in die Marktwirtschaft. Im Vorjahr erwirtschafteten die 194 Betriebe der Ernährungsbranche zwischen Elbe und Saale mit rund 20.700 Beschäftigten rund 5,46 Milliarden Euro.

Zu den inzwischen auch in Westdeutschland bekannten und gern gekauften Marken aus Sachsen-Anhalt zählen Rotkäppchen Sekt aus Freyburg an der Unstrut, Baumkuchen aus Salzwedel in der Altmark und Bier aus der Hasseröder Brauerei im Harz.

AP
Birgitt Pötzsch/AP